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Reisetagebuch Norwegen-Gruppenreise "Huskies, Nordlicht und Wale" - Teil 2

In der vorherigen Ausgabe unseres Blogs hatten Sie die Gelegenheit, den ersten Teil von Kristina Hillemanns Reisetagebuch zu unserer Eisexpeditionen.de-Gruppenreise "Huskies, Nordlicht und Wale" zu lesen. Der zweite Teil erzählt unter anderem von faszinierenden Walbegegnungen und der Rückkehr in das winterliche Tromsø.

Tag 4: 01.12.2024

Zeit, aufzustehen! Es ist noch dunkel, doch am Horizont wird es langsam heller. Tagsüber bietet die Lodge, die direkt am Fjord liegt, einen atemberaubenden Blick auf schneebedeckte Berge, die sich im kristallklaren Wasser spiegeln. Die Gruppe Kristina begibt sich auf eine unvergessliche Walbeobachtungstour, während die Gruppe Henry sich auf den Weg zum Hundeschlittenfahren macht.

Um 09:30 Uhr fahren Svein und sein Team uns zum Bootssteg, wo Rita und Thor uns auf ihrer Yacht begrüßen. Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung heißt es „Leinen los“ und wir erkunden bei schönstem Licht den Fjord. Weiße Berge säumen unseren Wasserweg, und ab und an klammern sich kleine, bunte norwegische Häuser am Hang. Das Licht zu dieser Zeit ist beinahe unbeschreiblich. Auch wenn die Sonne unter dem Horizont steht, ist der Himmel in Nordnorwegen nicht völlig verdunkelt. Seevögel kreuzen unsere Wege, und die ersten Fischereiboote sind dankbare Fotomotive in dieser malerischen Kulisse.

Auch bei Kristinas Gruppe fängt es leider wieder an zu schneien und zu stürmen. Es scheint beinahe hoffnungslos. Letztlich fügt sich aber alles zusammen, und unsere Gruppe wird schließlich nach fast eineinhalb Stunden durch eine große Buckelwalschule belohnt. Wir nähern uns vorsichtig und mit dem nötigen Abstand! Was für großartige Anblicke! Wir können unser Glück kaum fassen. Wir haben es doch noch geschafft. Die Schule ist direkt vor unserem Boot und auf Heringsjagd. Wir sehen diverse Fluken und Rückenflossen, und auch wenn der Seegang und die Lichtverhältnisse schwierig sind, bekommen wir das ein oder andere passable Foto und Video hin.

Buckelwale in Norwegen

Jeden Winter versammeln sich Buckelwale (Megaptera novaeangliae) in den Gewässern rund um Tromsø, Norwegen, um sich an den riesigen Heringsschwärmen zu laben, die in die Fjorde ziehen. Dieses beeindruckende Schauspiel zeigt die ausgeklügelten Jagdtechniken der Wale, mit denen sie effizient ihre Beute fangen.

Die Buckelwale nutzen verschiedene Fressstrategien, um die Heringe zu fangen. Eine bemerkenswerte Methode ist das sogenannte "Lungenfressen", bei dem die Wale mit geöffnetem Maul durch die dichten Fischschwärme schießen und dabei große Mengen an Heringen und Wasser aufnehmen. Anschließend pressen sie das Wasser durch ihre Barten heraus, wobei die Fische in ihrem Maul zurückbleiben. Diese Technik zeigt nicht nur ihre Geschicklichkeit, sondern auch ihre Anpassungsfähigkeit an die Lebensräume der Fjorde.

Besonders spannend ist die These, dass es sich bei den Walen, die sich im Winter in den norwegischen Fjorden aufhalten, überwiegend um trächtige Weibchen handelt. Diese Tiere legen auf ihrem langen Weg in tropische Gewässer, wo sie schließlich ihre Kälber gebären, in Norwegen einen wichtigen Zwischenstopp ein. Die nährstoffreichen Fjorde bieten den Weibchen eine entscheidende Möglichkeit, ihre Energiereserven durch das reichhaltige Angebot an Heringen aufzufüllen, bevor sie ihre Reise fortsetzen.

Manchmal wird das Fressverhalten durch die Zusammenarbeit mit anderen Meeressäugern, wie Schwertwalen (Orcinus orca), ergänzt. Schwertwale treiben die Heringsschwärme in flachere Gewässer oder gegen die Küste, wodurch die Beute für die Buckelwale leichter zu fangen ist. Diese Kooperation zeigt die komplexen ökologischen Interaktionen in den Fjorden.

Die norwegischen Küstengewässer spielen somit eine zentrale Rolle im Lebenszyklus dieser majestätischen Kreaturen. Sie sind nicht nur eine wichtige Nahrungsquelle, sondern auch ein essenzieller Ort für den Erhalt und die Fortpflanzung der Buckelwalpopulationen.

Hundeschlittenfahrt mit Elchbegegnung

Auch Henrys Gruppe genießt die Puderzuckerlandschaft und die lieben Hunde samt ihrer großartigen Besitzerin Cathrina. Weniger Neuschnee macht die Bedingungen deutlich einfacher, und da wir am Vortrag bereits gute Arbeit geleistet haben und den Neuschnee festgefahren haben. Nach circa 14 km Hundeschlittenfahrt und einem Storytelling in der kleinen Hütte von Cathrina macht sich die Gruppe auf den Weg zur Lodge.

Während der Fahrt halten die Fahrer plötzlich an! Die Gruppe bekommt die Gelegenheit, eine Elchkuh mit ihrem Kalb zu sehen.

Elche

Der Elch (Alces alces), das größte Mitglied der Hirschfamilie, ist ein faszinierender Bewohner der nordischen Wildnis und in Norwegens ausgedehnten Wäldern und Moorgebieten weit verbreitet. Besonders in den nördlichen Regionen Finnmark und Troms fühlen sich diese majestätischen Tiere, oft als "Könige des Waldes" bezeichnet, aufgrund der vielfältigen Landschaften aus Wäldern, Sümpfen und Fjorden wohl. Diese bieten reichlich Nahrung und Schutz. Elche können eine beeindruckende Schulterhöhe von bis zu 2,3 Metern und ein Gewicht von bis zu 800 Kilogramm erreichen.

Die Fortpflanzung der Elche folgt einem klaren Rhythmus: Während der Paarungszeit, der sogenannten Brunftzeit im Herbst, konkurrieren die Elchbullen durch Kämpfe und Lautäußerungen um die Gunst der Kühe. Nach einer Tragzeit von etwa acht Monaten bringen die Kühe zwischen Mai und Juni ein oder zwei Kälber zur Welt, gelegentlich sogar Drillinge. Die Geburt findet in geschützten Bereichen statt, oft in dichten Wäldern oder an Sümpfen, um die neugeborenen Kälber vor Raubtieren zu bewahren. Bereits kurz nach der Geburt sind die Kälber erstaunlich mobil, bleiben jedoch ein Jahr lang eng bei ihrer Mutter, die sie säugt und beschützt. Kurz vor der nächsten Paarungszeit vertreibt die Elchkuh ihre Jungtiere, um Platz für den neuen Nachwuchs zu schaffen.

Einzelgänger als Highlight für Naturbeobachter in Norwegen

Elche sind im Gegensatz zu vielen anderen Hirscharten überwiegend Einzelgänger. Die Bullen und Kühe leben in getrennten Revieren und kommen nur zur Paarung zusammen. Kühe bilden lediglich mit ihren Kälbern für ein Jahr kleine Familieneinheiten, bevor diese unabhängig werden. Die solitäre Lebensweise reduziert Nahrungskonkurrenz und erlaubt eine bessere Nutzung der Ressourcen in ihrem jeweiligen Revier. Nur in extremen Wintern oder bei Nahrungsknappheit schließen sich Elche manchmal zu lockeren Gruppen zusammen, die jedoch keine dauerhaften Herden sind.

Die Kombination aus ihrer imposanten Erscheinung, ihrem einzigartigen Verhalten und ihrer Anpassung an die unberührten Landschaften der Finnmark und Troms macht die Elche zu einem besonderen Highlight für Naturbeobachter in Norwegen.

Das Inselmuseum auf Uløya

Am späten Nachmittag geht es zum kleinen Inselmuseum, wo Svein von den Sami auf Uløya erzählt und von der Geschichte der Norweger. Svein erzählt uns von der Kultur der Sami und der norwegischen Geschichte. Das maritime Bootshaus auf der Insel bietet eine einzigartige Atmosphäre für diese Erzählungen, die uns tiefer in die lokale Kultur eintauchen ließen und uns die Geschichten und Traditionen näherbrachten. Kristina hält im Anschluss ein kurzes Recap über Orcas. Zeit fürs Abendessen und den Ausklang des letzten Abends in der Lodge.

Tag 5: 02.12.2024

Time to say goodbye! Aber wir sind sicher, viele von uns werden erneut an diesen besonderen Ort zurückkehren. Nach dem Frühstück heißt es Abschied nehmen und das nächste Highlight lässt nicht lange auf sich warten. Bei schönstem Licht lernen wir die Fjorde auf einer spektakulären panoramafahrt zurück nach Tromsø kennen. Nachdem wir im Hotel eingecheckt sind, heißt es noch einmal Expedition Tromsø, denn mit dem Bus fahren wir bis zur Eismeerkathedrale.

Die Eismeerkathedrale

Die Tromsdalen-Kirche, auch als Ishavskatedralen (Eismeerkathedrale) bekannt, wurde am 19. November 1965 eingeweiht. Der Architekt Jan Inge Hovig gelang es, ein Meisterwerk zu schaffen. Die Kathedrale ist ein Wahrzeichen, das vom Tromsø Sound, der Tromsø-Brücke und beim Landen in Tromsø mit dem Flugzeug sichtbar ist. Die 11 mit Aluminium beschichteten Betonplatten auf jeder Seite des Dachs bilden die Form der Kathedrale und sollen an Eisschollen erinnern. Das architektonische Meisterwerk symbolisiert die lange Dunkelheit, das Eis und das Polarlicht.

Der Haupteingang auf der westlichen Seite ist von einer großen Glasfassade mit einem deutlichen Kreuz umgeben. Das fantastische Glasmosaik auf der östlichen Seite wurde 1972 hinzugefügt. Das Glasmosaik ist eines der prominentesten Werke des Künstlers Victor Sparre. Es zeigt Gottes Hand, von der drei Lichtstrahlen ausgehen: einer durch Jesus, einer durch eine Frau und einer durch einen Mann. Die Glasarbeit enthält viele Symbole und erregt beträchtliche Aufmerksamkeit bei unseren Besuchern.

Die Eichenholzbänke, die großen Prismen-Kronleuchter, das Altargeländer und die Kanzel sind die bedeutendsten Ausstattungsstücke, die alle in einem Stil gehalten sind, der mit der Ernsthaftigkeit und Einfachheit der Kathedrale übereinstimmt.

Die Orgel der Kathedrale wurde 2005 von Grönlunds Orgelbyggeri erbaut. Sie verfügt über drei Manuale, ein Pedal und 42 Register und ist im französischen romantischen Stil gebaut. Die Orgel ist meisterhaft an die Architektur der Kathedrale angepasst und ruft Assoziationen mit Segeln und Eisschollen hervor. Die Orgel besteht aus 2940 Pfeifen, von denen die längste 32 Fuß (9,6 m) misst und die kleinste nur 5 mm. Ein Großteil der Holzarbeiten besteht aus massiver Kiefer und die Bälge sind aus Rentierhaut gefertigt.

Die Fjellheisen-Seilbahn

Nach einem kurzen Stopp geht es weiter zu Fuß zur Fjellheisen - einer beeindruckenden Luftseilbahn in Tromsø, die vom Stadtteil Hungeren auf den Hausberg Storsteinen führt. Die Seilbahn wurde 1961 von Brødrene Jakobsens Rederi, einer lokalen Reederei mit starker Beteiligung an Expeditionen in die Arktis und Antarktis sowie in die Fischerei und Jagd, erbaut. Die Gondeln der Seilbahn sind mit den traditionellen Symbolen der Reederei, nämlich Eisbär und Robbe, verziert. Die Fahrt von Solliveien in Tromsdalen hinauf auf den Berg Storsteinen dauert nur vier Minuten und führt von der unteren Station, die sich 50 m über dem Meeresspiegel auf dem Festlandteil von Tromsø befindet, zur oberen Station, Fjellstua, die sich 421 m über dem Meeresspiegel befindet.

Die Fjellheisen-Seilbahn ist eine der beliebtesten Touristenattraktionen in Tromsø. Von der großen Terrasse der oberen Station aus bietet sich ein atemberaubender Panoramablick auf Tromsø, die zahllosen Inseln, Fjorde und Berge der Umgebung sowie das offene Meer. Wenn man in die andere Richtung schaut, offenbart sich der majestätische Tromsdalstinden mit einer Höhe von 1.238 m über dem Meeresspiegel. Im Winter ist das Aussichtsdeck der oberen Station ein hervorragender Ort, um mit etwas Glück das magische Nordlicht zu erleben.

Nordlichter zum Abschied?

Der Abend steht zur freien Verfügung. Einige haben sich für ein gemeinsames Abendessen mit Henry und Kristina im Arctandria angemeldet. Auf dem Rückweg ins Hotel blicken wir ein letztes Mal in den Himmel und sehen leider immer noch keine Nordlichter.

Tag 6: 03.12.2024

Nach dem Frühstück geht es zum Flughafen. Die Gepäckaufgabe und der Security-Check laufen reibungslos. Wir fliegen nach Oslo. Nach einem kurzen Flug und einer entspannten Landung, haben wir einen dreistündigen Aufenthalt, bevor es weiter nach Frankfurt und für einige danach nach Hamburg geht.

Fazit: Eine wunderbare Gruppenreise mit wundervollen Gästen

Es war eine wunderbare Reise mit wundervollen Gästen. Die Gruppe erlebte unvergessliche Augenblicke, die sie näher an die Natur und die Wunder des hohen Nordens brachten. Auch wenn die Natur nicht immer beeinflussbar ist und wir diesmal keine Nordlichter oder – in einer Gruppe – keine Wale gesehen haben, tat dies der Faszination und Schönheit dieser Reise keinen Abbruch. Viele schwelgen noch in Erinnerungen an die atemberaubenden Landschaften, die Begegnungen mit Elchen und die magische Stille der norwegischen Fjorde. Wir wissen bereits jetzt, dass der eine oder die andere auch im nächsten Jahr wieder an der Reise teilnehmen wird.

Die in diesem Artikel erwähnte Gruppenreise war rasch ausgebucht. Aus diesem Grund wird schon eine weitere Reise organisiert. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Winterreise nach Nordnorwegen zur Arctic Panorama Lodge individuell zu arrangieren. Bei Interesse erwarten wir gerne Ihre Kontaktaufnahme.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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