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Reisebericht: Breitengrad 66 – Überquerung des Südlichen Polarkreises mit HX Hurtigruten Expeditions – Teil 2

Im zweiten und abschließenden Teil ihres Antarktis-Reiseberichts nimmt uns Pia Lehmann mit zu den Höhepunkten der Eisexpeditionen.de-Gruppenreise mit HX Hurtigruten Expeditions. Von einer unvergesslichen Nacht unter dem antarktischen Sternenhimmel über spektakuläre Begegnungen mit Orcas bis zum bewegenden Abschied auf Deception Island - erleben Sie die letzten Tage einer Expedition, die unter die Haut geht. Eine Reise voller magischer Momente, die zeigt, warum die Antarktis zu den letzten wahren Wildnissen unserer Erde gehört.

Tag 10: 5. Februar 2025 – Ein ungeplanter Seetag

Heute war ursprünglich eine Anlandung auf Fish Island geplant – doch aufgrund der verzögerten Route müssen wir diese leider absagen.

Das Expeditionsteam arbeitet intensiv daran, eine Alternative zu finden, doch das Wetter spielt nicht mit. So bleibt uns heute ein unerwarteter Seetag – aber genau das macht eine Expedition aus: Flexibilität und die Bereitschaft, sich den Gegebenheiten der Natur anzupassen.

Ein entspannter Tag zwischendrin ist jedoch auch willkommen! Wir nutzen die Zeit für Vorträge über Pinguine und das antarktische Eisschild, lauschen interessanten Fakten und nehmen an verschiedenen Aktivitäten teil:

  • Live-Musik

  • Pinguine töpfern – eine kreative Abwechslung zur Naturerfahrung

  • Meeresfrüchte-Buffet als kulinarisches Highlight

Den Abend lassen wir mit Live-Musik in der Explorer Lounge entspannt ausklingen.

Tag 11: 6. Februar 2025 – Majestätische Kulissen und magische Begegnungen

Der Tag beginnt mit einer spektakulären Panorama-Einfahrt nach Petermann Island. Noch vor dem Frühstück versammeln wir uns gemeinsam mit den Experten auf Deck 7 des Observation Decks und genießen die atemberaubende Szenerie. Es dauert nicht lange, bis sich die ersten Tiere zeigen – kleine Eselspinguine springen elegant aus dem Wasser, während andere sich auf treibenden Eisbergen ausruhen. Und dann erleben wir einen dieser magischen Antarktis-Momente: Zwei Buckelwale tauchen direkt vor unserem Schiff auf. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite, die Sonne spiegelt sich im kristallklaren Wasser, und wir können die Szene in aller Ruhe auf uns wirken lassen.

Am frühen Nachmittag beginnt unser Zodiac-Cruising entlang der Insel. Es fühlt sich an, als hätte sich die Natur eine ganz besondere Vorstellung für uns ausgedacht. Die Experten haben uns viel über die Tierwelt dieser Region erzählt – und jetzt sehen wir alles mit eigenen Augen: Brutkolonien von Eselspinguinen und Adeliepinguinen, ein Brutpaar des seltenen Zügelpinguins sowie Antarktis-Skuas, Buntfuß-Sturmschwalben, Weißgesicht-Scheidenschnäbel und Blauaugenscharben. Plötzlich taucht erneut ein Buckelwal direkt neben unserem Zodiac auf – diesmal mit seinem Kalb. Diese Begegnung ist einfach unbeschreiblich.

Nach einer kurzen Pause an Bord folgt am späten Nachmittag unsere Anlandung auf Petermann Island. Die gesamte Insel ist belebt von unzähligen Pinguinen, die neugierig um uns herumwatscheln. Der Geruch ist zwar gewöhnungsbedürftig, doch das Erlebnis, ihnen so nahe zu sein, macht alles wett. Neben der beeindruckenden Tierwelt gibt es auch einige historische Spuren zu entdecken: eine argentinische Schutzhütte aus den 1950er Jahren, die heute von der Besatzung der ukrainischen Forschungsstation Wernadski instand gehalten wird. Ein Kreuz erinnert an drei britische Forscher, die 1982 beim Rückmarsch von einer Klettertour ums Leben kamen – ein stiller Moment der Reflexion inmitten der wilden Schönheit der Antarktis.

Ein weiteres Highlight erwartet uns am Abend: Gegen 21:00 Uhr fahren wir in den Lemaire Channel ein. Die Kulisse ist atemberaubend – das Meer ist so glatt wie ein Spiegel, dass sich die umliegenden Berge perfekt in der Wasseroberfläche spiegeln. Während das Schiff sich langsam durch die enge Passage bewegt, genießen wir dieses Panorama in der Explorer Lounge – ein perfekter Abschluss für einen unvergesslichen Tag.

Tag 12: 7. Februar 2025 – Eine Nacht unter freiem Himmel in der Antarktis

Dieser Tag wird für mich zu einem ganz besonderen Erlebnis, denn mein großer Traum wird wahr: Campen in der Antarktis! Die Wetterbedingungen sind perfekt, sodass das Campen am Damoy Point stattfinden kann – eine seltene Gelegenheit, da diese Aktivität aufgrund der strengen Auflagen und der begrenzten verfügbaren Plätze nicht oft durchgeführt werden kann.

Je näher der Abend rückt, desto größer wird meine Vorfreude – aber auch der Respekt vor der eisigen Nacht wächst. Um den Tag etwas ruhiger zu gestalten, besuche ich verschiedene Vorträge über die Vogelwelt der Antarktis sowie über die Gletscher dieser Region. Gegen 20:45 Uhr ist es dann soweit: Wir packen unsere wichtigsten Sachen – Wasser, Medikamente, Schlafmaske und Oropax – und machen uns bereit für unser Abenteuer. Jeder Camper erhält eine spezielle Tasche mit Schlafsack, Isomatte und kleiner Matratze.

Nach einem kurzen Briefing geht es an Land, wo wir unsere Zelte in Zweier-Teams aufbauen. Mein Zelt teile ich mir mit einer netten Australierin – und nach anfänglichen Schwierigkeiten (mein Talent für den Zeltaufbau ist definitiv ausbaufähig 😄) stehen unsere kleinen Schlafstätten bereit. Bevor wir uns schlafen legen, bleibt noch Zeit, die Umgebung zu erkunden. Wir beobachten Adeliepinguine, einige Robben und die historische britische Schutzhütte, die einst als Sommer- und Durchgangsstation diente.

Mitternacht – Schlafenszeit. Uns wird geraten, nur mit Thermounterwäsche zu schlafen, da der Schlafsack die Körperwärme optimal speichert. Überraschenderweise ist es kuschelig warm, und die absolute Stille der Antarktis ist magisch. Nur der Wind, die Rufe der Pinguine und das sanfte Rieseln des Schnees sind zu hören.

Früh um 05:30 Uhr heißt es bereits wieder aufstehen. Nach dem Abbau der Zelte geht es zurück zum Schiff, wo wir mit heißer Schokolade und einem wohlverdienten Frühstück empfangen werden. Ein Erlebnis, das ich niemals vergessen werde!

Tag 13: 8. Februar 2025 – Ein entspannter Seetag

Nach der aufregenden Nacht nutzen viele von uns den Vormittag, um noch ein paar Stunden Schlaf nachzuholen. Leider hat das Wetter heute nicht mitgespielt, sodass unsere geplante Anlandung in Orne Harbour abgesagt werden muss.

Das Expeditionsteam sorgt jedoch dafür, dass uns an Bord nicht langweilig wird. Es gibt spannende Aktivitäten, darunter eine Schnitzeljagd über das Schiff, Vorträge zur Wildtierfotografie sowie eine Lesung in der Explorer Lounge. Auf Deck 7 nutzen wir die Gelegenheit, mit den Experten nach Wildtieren Ausschau zu halten.

Am Mittag erwartet uns ein besonderes kulinarisches Highlight: Tomatensuppe mit Käse-Sandwich auf Deck 10 – genau das Richtige für das stürmische Wetter. Auch ein Tag ohne Anlandung kann seine schönen Seiten haben, denn er bietet Gelegenheit, all die Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten.

Tag 14: 9. Februar 2025 – Zügelpinguine am Palaver Point

Heute steht ein weiteres Highlight unserer Reise auf dem Programm: Palaver Point, eine Landzunge an der Westküste von Two Hummock Island im Palmer-Archipel. Ich freue mich besonders auf diesen Tag, denn hier erwartet uns eine große Kolonie von Zügelpinguinen – meinen persönlichen Lieblingspinguinen. Mit ihrem charakteristischen schwarzen Band unter dem Kinn und ihren freundlichen Gesichtszügen wirken sie immer, als würden sie lächeln.

Nach einem ausgiebigen Frühstück bereiten wir uns auf die Zodiac-Fahrt an Land vor. Der Himmel ist leicht bewölkt, doch immer wieder bricht die Sonne durch und taucht die Landschaft in ein weiches Licht. Als wir uns dem Ufer nähern, hören wir bereits von Weitem das laute „Palaver“ der Pinguine – und verstehen sofort, warum dieser Ort Palaver Point genannt wurde. Die Geräuschkulisse ist beeindruckend: ein Konzert aus Rufen, Flügelschlagen und dem watschelnden Trubel der Kolonie.

Beim Aussteigen aus dem Zodiac erwartet uns direkt am Ufer eine Gruppe Pelzrobben, die uns mit neugierigem Blick beäugt. Einige von ihnen liegen faul in der Sonne, während andere verspielt im Wasser schwimmen. Wir halten respektvollen Abstand, um die Tiere nicht zu stören, genießen aber den Anblick dieser kräftigen, anmutigen Meeresbewohner.

Dann machen wir uns auf den Weg zu den Zügelpinguinen, die diesen felsigen Küstenabschnitt zu Tausenden bevölkern. Überall um uns herum watscheln sie geschäftig umher – einige versorgen ihre Küken, andere streiten um Nistplätze oder putzen akribisch ihr Gefieder. Das Verhalten dieser Pinguine zu beobachten, ist einfach faszinierend. Während einige mit kleinen Sprüngen über Felsen navigieren, lassen sich andere auf den Bäuchen über den Schnee gleiten – eine effiziente und zugleich amüsante Art der Fortbewegung.

Nach einer ersten Erkundung machen wir uns auf zu einem Aussichtspunkt, der uns einen Panoramablick über die Kolonie und die umliegenden Gletscher ermöglicht. Der Aufstieg ist steil, teilweise rutschig, und erfordert eine gewisse Trittsicherheit – aber jede Anstrengung lohnt sich. Von oben eröffnet sich ein atemberaubendes Panorama. Zurück an Bord der MS Roald Amundsen lassen wir die Eindrücke des Tages bei einer heißen Tasse Tee oder Kaffee in der Explorer Lounge auf uns wirken. Am Abend lauschen wir noch einem spannenden Vortrag des Expeditionsteams, das uns auf die letzten Tage unserer Reise vorbereitet. Es ist kaum zu glauben, dass unsere Zeit in der Antarktis bald zu Ende geht – doch dieser Tag hat noch einmal eindrucksvoll gezeigt, warum dieser Kontinent so einzigartig und schützenswert ist.

Tag 15: 10. Februar 2025 – Ein würdiger Abschied von der Antarktis

Unser letzter Expeditions-Tag in der Antarktis beginnt mit einem spektakulären Ereignis. Gegen 07:00 Uhr werden wir durch eine Durchsage geweckt – Orcas in Sicht! Noch halb verschlafen, aber voller Aufregung, werfen wir uns in unsere warmen Jacken und eilen auf Deck 7. Vor uns spielt sich ein beeindruckendes Naturschauspiel ab: Eine Gruppe von etwa zehn Orcas jagt einen Buckelwal.

Die kraftvollen Bewegungen der Wale sind faszinierend zu beobachten, doch gleichzeitig ist es auch ein emotionaler Moment. Der Buckelwal versucht, den schnellen und intelligenten Jägern zu entkommen, und während die Szenerie vor uns abläuft, hören wir sogar seine Rufe. Es ist ein roher und unverfälschter Einblick in die Natur – ein Kreislauf des Lebens, der uns einmal mehr bewusst macht, dass wir hier nur stille Beobachter in einer Welt sind, die ihren eigenen Gesetzen folgt.

Nach diesem eindrucksvollen Start in den Tag nehmen wir Kurs auf unsere letzte Anlandung der Reise: Whalers Bay auf Deception Island. Während das Schiff durch die enge Öffnung der Vulkan-Caldera, bekannt als Neptune’s Bellows, navigiert, taucht langsam die dunkle, geheimnisvolle Küste von Deception Island vor uns auf. Diese Insel ist geologisch einzigartig, denn sie ist ein aktiver Vulkan, dessen geschützte Bucht in der Vergangenheit als wichtiger Walfanghafen diente.

Als wir mit den Zodiacs an Land gehen, spüren wir sofort die besondere Atmosphäre dieses Ortes. Die schwarzen Sandstrände, die von geothermischer Aktivität erwärmt werden, der schwefelhaltige Dampf, der aus manchen Stellen des Bodens aufsteigt, und die verfallenen Überreste der alten Walfangstation erzählen die Geschichte einer vergangenen Ära.

Wir beginnen unseren langen Spaziergang entlang der Küste, begleitet von einem der Expeditionsexperten, der uns mehr über die bewegte Geschichte dieses Ortes erzählt. Die Gebäude, die hier noch stehen, stammen aus der Zeit von 1906 bis 1931, als Walfänger aus aller Welt hierherkamen, um Wale zu jagen und zu verarbeiten. Die riesigen, verrosteten Öltanks, die verfallenen Baracken und die alten Landebahnen erinnern an eine Zeit, in der der Mensch hier einen starken Einfluss auf die Natur nahm.

Während unseres Spaziergangs kommen wir an einem alten Hangar vorbei, der einst für Flugzeuge genutzt wurde, als dieser Ort in den 1950er und 1960er Jahren als Luftstützpunkt für die britische Antarktisforschung diente. Es ist beeindruckend, sich vorzustellen, dass hier früher Flugzeuge starteten und landeten – mitten in dieser abgelegenen und unwirtlichen Umgebung.

Neben den geschichtlichen Spuren gibt es auch eine reiche Tierwelt zu entdecken. Während wir entlang der Küste laufen, begegnen wir mehreren Seebären, die sich scheinbar unbeeindruckt von unserer Anwesenheit am Strand ausruhen. Einige von ihnen beobachten uns neugierig, während andere in der Brandung spielen oder sich aufwärmen. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, diese kraftvollen Tiere aus nächster Nähe zu sehen, aber wir halten respektvollen Abstand – Seebären können überraschend schnell und territorial sein.

Nach einem langen Spaziergang durch die raue Landschaft von Whalers Bay kehren wir langsam zurück zur Anlandestelle. Die schwarzen Sandstrände, die düsteren Wolken am Himmel und die verfallenen Gebäude verleihen diesem Ort eine fast mystische Atmosphäre – ein völlig anderer Eindruck als die strahlend weißen Eislandschaften, die wir in den letzten Tagen gesehen haben.

Tag 16 & 17: 11. – 12. Februar 2025 – Rückkehr durch die Drake Passage

Unsere Reise neigt sich langsam dem Ende zu, und wir befinden uns auf dem Rückweg nach Ushuaia, während das Schiff die berüchtigte Drake Passage erneut durchquert. Nach all den Erlebnissen der letzten Tage tut es gut, die Reise noch einmal Revue passieren zu lassen. Gemeinsam mit den Expeditionsexperten nehmen wir uns Zeit, um über das zu sprechen, was wir gesehen und erlebt haben – von den unzähligen Pinguinkolonien und Robben bis hin zu den atemberaubenden Eisbergen und Gletschern.

Ein besonderes Highlight während der Seetage ist der Besuch auf der Brücke, wo wir einen Einblick in die Navigation und Steuerung unseres Schiffes erhalten. Es ist faszinierend zu sehen, mit welcher Präzision die Crew arbeitet, um uns sicher durch die Gewässer der Antarktis zu navigieren.

Am Abend findet eine charity Auktion der Seekarte statt, deren Erlös der HX Foundation zugutekommt – eine Organisation, die sich für den Schutz der Polargebiete und Forschungsprojekte einsetzt. Die Atmosphäre ist entspannt, viele Gäste beteiligen sich mit Begeisterung an der Auktion, und es wird viel gelacht.

Langsam beginnt das unvermeidliche Packen der Koffer, ein Zeichen dafür, dass unsere Expedition bald endet. Unsere geliehenen Stiefel werden zurückgegeben, und wir genießen noch die letzten Stunden an Bord, während das Schiff seinem Ziel entgegensteuert.

Es ist ein seltsames Gefühl, die Antarktis hinter uns zu lassen – doch wir wissen, dass diese Antarktis-Reise mit HX Hurtigruten Expeditions uns für immer begleiten wird. Die Magie des weißen Kontinents bleibt in unseren Herzen.

Sie träumen von einer Antarktis-Expedition mit unvergesslichen Tierbegegnungen und der Chance auf eine Nacht unter dem Polarhimmel? Kontaktieren Sie uns - die Experten von Eisexpeditionen.de stellen Ihnen gerne Ihre individuelle Antarktisreise mit HX Hurtigruten Expeditions zusammen.

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