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Franz-Josef-Land – Expedition ins Reich des Eisbären

Franz-Josef-Land ist ein ganz besonderes Archipel unbewohnter Inseln im nordöstlichen Teil der Barentssee und ist der nördlichste Teil des eurasischen Festlandes.

Historischer Anziehungspunkt für Polarforscher

Während Sie auf den Spuren einst großer Nordpolexpeditionen wandeln, stehen die Chancen auf eine Begegnung mit dem König der Arktis sehr gut. Ewiges Eis und kühle Gewässer. Vorbei an langen Fjorden und majestätischen Gletschern führt Ihr Weg immer weiter hinein in das Franz-Josef-Land. Sie stehen an Deck, staunend ob der Schönheit und Unberührtheit der Natur. Im Wasser tummeln sich Robben und Walrösser, an den Klippen brüten tausende von Seevögeln. Was für ein Kontrast: so wenig einladend wirkt die Natur auf den ersten Blick, mit den vielen von Eis bedeckten Inseln, mit Gletschern, die alles zu beherrschen scheinen und die Landschaft prägen und doch ist diese unberührte Natur vollen Lebens.

Das Franz-Josef-Land, diese Welt fernab der Zivilisation, hat Sie eingenommen, erstaunt und fesselt Sie jeden Tag auf das Neue. Und dann, als der Tag schon so viele Eindrücke hatte, steht er an der Küste und blickt auf das Wasser, das Fell weiß glitzernd im Sonnenlicht. Der König der Arktis macht Ihnen seine Aufwartung. Dann, als Sie denken es kann nicht besser werden, taucht daneben ein weiteres, kleineres, weiß im Sonnenlicht glitzerndes Fellknäuel auf – ein Junges gesellt sich zu seiner Mutter und schaut auch hinaus auf das Wasser. An einem der unberührtesten Orte dieser Welt können Sie dieses Naturschauspiel erleben. Willkommen im Franz-Josef-Land!

Eine Inselgruppe im Eis

Die Bezeichnung „Franz-Josef-Land“ ist im Deutschen ein wenig irreführend. Es handelt sich nicht um ein zusammenhängendes festes „Land“, sondern um eine östlich von Spitzbergen gelegene Gruppe von Inseln. Zu Russland gehörend, bilden die Inseln in der russischen Geografie mit der westlich gelegenen Victoria-Insel das Franz-Josef-Land.

Schauen wir auf die Lage und beginnen wir mit einem wissenswerten Fakt: Auf den Inseln des Franz-Josef-Landes finden wir die nördlichsten Stellen Europas, genauer nämlich das Kap Fligely auf der sogenannten Rudolf-Insel(81° 51′ N Breite). Von dort aus sind es nur noch etwa 900km bis zum Nordpol. Die Inseln sind sehr zerteilt durch Fjorde und Buchten, überwiegend sind die Inseln natürlich mit Eis bedeckt. Insgesamt begrenzen die Inseln die Barentssee im Norden.

Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs, und ihre Zahl ist umstritten – sie schwankt je nach Quelle zwischen 180 bis 196, wobei fünf neue Inseln erst vor kurzem entdeckt worden sind. Die zusammengerechnete Landfläche entspricht mit etwa 16.000 Quadratkilometern der Fläche des deutschen Bundeslandes Thüringen. Die größten Inseln sind: Das Prinz-Georg-Land (rund 2800 Quadratkilometer), das Wilczek-Land (mit knapp 2.200 Quadratkilometern) und die Graham-Bell-Insel (mehr als 1.500 Quadratkilometer).

Entdeckt von den Habsburgern?

Aus welchen Nationen kommen für Sie die großen Entdecker unserer Zeit? Aus Norwegen wegen Roald Amundsen und Fridtjof Nansen, Portugal (Magellan, Vasco da Gama), Spanien (Kolumbus, der im Auftrag der spanischen Krone fuhr), Großbritannien (Franklin, Livingstone, James Cook), vielleicht auch Russland wegen Ihres „Kolumbus der Zaren“, den im russischen Dienst stehenden, dänischen Marineoffizier Vitus Jonassen Bering. Aber jetzt halten wir inne und überlegen uns kurz, warum die Inselgruppe, um die es in diesem Blog geht, den Namen „Franz-Josef-Land“ tragen. Einige Leser werden es wissen oder ahnen – der Name geht auf einen Kaiser Österreichs aus dem Hause Habsburg zurück.

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war, wie wir aus dem Geschichtsunterricht wissen, von dem Wettlauf der kolonialen Mächte geprägt. Jede Nation wollte etwas „Neues“ entdecken und für sich beanspruchen. Auch das Kaiserreich Österreich-Ungarn wollte bei diesem Wettlauf nicht zurückstehen, beanspruchte es doch für sich, eine europäische Großmacht zu sein. Also schickte auch das Kaiserhaus Österreichs-Ungarn unter der Führung von Julius Payer und Carl Weyprecht eine Polarexpedition aus! Diese „entdeckte“ dann 1873 die östlich von Spitzbergen gelegene Inselgruppe und benannte sie standesgemäß nach dem Kaiser Franz Joseph, daher auch bis heute der Name „Franz-Josef-Land“. Übrigens: Selbst die UdSSR hat in den kommunistischen Zeiten diesen Namen beibehalten.

Die Entdeckung war übrigens keineswegs „geplant“, was ja per se viele Entdeckungen naturgemäß nicht sind. Die österreich-ungarische Expedition wollte eigentlich die Nordostpassage erkunden, geriet dann aber ins Packeis und wurde nach Norden abgetrieben. Schließlich stießen sie am 30. August 1873 auf die Inselgruppen – die letzte Entdeckung einer größeren Landmasse in der Geschichte der Menschheit.

Aber die glorreiche Rückkehr nach Wien sollte noch auf sich warten lassen. Zwar hatte die Expedition die Inseln entdeckt, steckte aber noch im Eis fest und was das bedeuten kann, weiß jeder, der unseren spannenden Blog-Beitrag zur Franklin-Expedition gelesen hat: auch schon zu solch fortschrittlichen Zeiten in der zweiten Jahreshälfte des 19. Jahrhunderts kann das Eis und das Feststecken darin den Tod bringen. Auch für die österreichische Expedition war die Situation gefährlich: Sie steckte weiter im Eis fest und musste auch 1873/1874 im Eis überwintern. Auch im nächsten Frühling ging es nicht weiter und die Mannschaft musste wieder im Eis überwintern. Daraufhin begann die Mannschaft das Archipel zu erkunden und dann gab Weyprecht den entscheidenden Befehl: Schiff verlassen, es geht zu Fuß zum offenen Meer. Anders als für die Franklin-Expedition gab es für die österreichisch-ungarische Expedition ein glückliches Ende. Nach drei harten Monaten erreichten sie das offene Meer, nutzten die mitgezogenen Rettungsboote und wurden von einem Walfangschiff gerettet. So konnten sie nach Wien zurückkehren und von ihrer Entdeckung berichten, der Name Franz-Josef-Land wurde weltberühmt.

Nur der Klarstellung halber: Ähnlich wie Kolumbus nicht der erste Mensch war, der seinen Fuß auf den amerikanischen Kontinent setze, war das Franz-Josef-Land auch schon früher bereist worden, insbesondere von Robbenjägern und Walfängern. Keine Expedition vor der österreichisch-ungarischen hat es jedoch vermocht die genaue Position des Inselarchipels zu bestimmen und für den Rest der Welt zu dokumentieren. Im Sinne der Seefahrtsgeschichte ist es daher korrekt von einer Entdeckung durch Österreich zu sprechen.

Was folgt für eine Geschichte? Mehrere andere Entdecker, wie beispielsweise Fridtjof Nansen, bereisten in den kommenden Jahrzehnten das Gebiet des Franz-Josef Landes und erkundeten die Inseln weiter. Es gab sogar um die Jahrhundertwende die erste polare Kreuzfahrt in dieses Gebiet – damals diente diese übrigens noch, man mag es kaum glauben, weniger dem klassischen Urlaubsgefühl des Entdeckens und Staunen als vielmehr der Idee der Robbenjagd. Zum Glück ist diese Jagd heute nicht mehr Teil von Expeditionsseereisen in diese spannende Region.

1926 erklärte die Sowjetunion auch das Franz-Josef-Land schließlich zum sowjetischen Hoheitsgebiet. Die Geschichte ist danach zunächst von der Wissenschaft (sowjetische Forschungsstation) wie von einer militärischen Nutzung geprägt (z.B. eine geheime deutsche Wetterstation im Zweiten Weltkrieg mit dem Namen Schatzgräber). Im Kalten Krieg war das gesamte Gebiet militärisches Sperrgebiet und stand keiner zivilen Nutzung offen.

Mit dem Ende des Kalten Krieges begann dann auch wieder die Möglichkeit einer zivilen Nutzung – wie beispielsweise heute auch die spannenden Expeditionsseereisen in die unberührte Natur des Franz-Josef-Lands. Bislang gibt es aber nur wenige Expeditionsreisen dorthin, was das Gebiet noch spannender macht für alle neugierigen und mutigen Expeditionskreuzfahrer.

Unberührte Natur, das Reich der Eisbären und der Polarfüchse

Viele Eiskuppen bedecken natürlich die Inseln und die majestätischen Gletscher sowie die langgezogenen Fjorde an den Küsten der Inseln begeistern viele Expeditionskreuzfahrer. In Kontrast dazu stehen aber auch flache Küstenebenen und hier können wir auf Seen und Flüsse blicken, die wir in dieser arktischen Welt so nicht erwartet hätten. Nun mag die Flora auf den ersten Blick mit ihren seltenen Moos- und Flechtenarten nicht besonders üppig erscheinen und doch ist Fauna des Franz-Josef-Lands voll vom einzigartigen Leben der Arktis.

Da wären zunächst und vor allem die Eisbären, diese fantastischen Tiere, die hier sehr häufig zu erblicken sind. Zu den Eisbären haben wir bereits einen spannenden Blog-Artikel geschrieben, den Sie hier auf eisexpeditionen.de finden. Trotzdem noch einige wichtige Eckpunkte zum König der Arktis: Eisbärenmännchen werden bis zu 600kg schwer, die Weibchen wiegen zwischen 200 bis 350kg. Das Franz-Josef-Land ist mit seinen Inselgruppen eine perfekte Heimat für Eisbären: Auf der Suche nach Nahrung durchziehen Eisbären große Weiten und zwischen den Inseln können sie ohne Gefahren hin- und her wechseln, jedenfalls die ausgewachsenen Tiere. Denn sie können bis zu 600km weit schwimmen.

Eisbären sind Jäger und die Raubtiere mit dem größten Fettverzehr. Sie brauchen täglich bis zu 2 Kilo Fett und fressen sich große Reserven für den polaren Winter an. Das Franz-Josef-Land mit seinen Inseln bietet dafür ein fantastisches Jagdgebiet, denn das ist die Magie der Arktis: Kühl und fast ganz bedeckt von Eis, ist sie doch voller Leben – und genau das zieht auch den Eisbären hierher.

Gerade dort, wo die Gewässer teilweise eisfrei sind, wo Sie mit den Expeditionsreisen hingelangen, gerade dort kann der Eisbär jagen. Denn hier findet er die für ihn wichtigste (und vielleicht schmackhafteste?) Beute: Robben! In großer Anzahl sind sie zu finden und das Franz-Josef-Land bietet mit seiner unberührten Wildnis exzellente Lebensbedingungen. Aber auch die Walrosspopulation ist hier stark und natürlich durchziehen große Walherden ebenfalls die Gewässer. Was für eine fantastische Tierwelt für Kreuzfahrer, die hier einen solchen Reichtum an wilden Tieren finden können.

Doch damit natürlich nicht genug: Polarfüchse durchstreifen die Tundra, ebenfalls auf der Suche nach Beute – insbesondere Vögel, dazu sogleich – oder nach Aas. Wussten Sie, dass Polarfüchse dabei besonders häufig, wenn natürlich im ehrfürchtigen Abstand, Eisbären folgen? Denn diese lassen natürlich viel Aas zurück und so mancher Polarfuchs muss damit nicht selbst für seine Beute sorgen – sein „Freund“; der Eisbär, erledigt das für ihn. Er muss nur vorsichtig sein, denn der Polarfuchs will natürlich nicht selbst auf dem Speiseplan der Eisbären landen.

Vogelfreunde kommen natürlich ebenso auf ihre Kosten: In den warmen Sommermonaten, in denen die Gewässer befahren werden können, werden die Kreuzfahrer an den Klippen hunderte, wenn nicht tausende von Vögeln unterschiedlichster Arten sehen, die dort brüten und ihre Jungtiere umsorgen. Dazu gehören beispielsweise Gryllteisten, Eissturmvögel und Dreizehnmöwen. Auf ihre Nester ist insbesondere der Polarfuchs bei seiner Jagd ausgerichtet. Die größte Population an Vögeln bilden übrigens die Krabbentaucher mit mehreren hunderttausend Brutpaaren.

Besonderheiten der einzelnen Inseln

Bei knapp 200 Inseln gibt es natürlich viel zu erzählen. Allein zu den größten Inseln alle Besonderheiten zu berichten würde den Umfang dieses Blog-Beitrags weit sprengen.

Doch schauen wir auf einige Besonderheiten

Da sticht zunächst Alexandraland ins Auge, eine Insel mit der nördlichsten Grenzschutzstation Russlands. Auf der Graham-Bell-Insel gibt es die größte Landebahn des Franz-Josef-Lands mit knapp 2,1 km Länge, – vor allem im kalten Krieg wurde die Insel als Militärbasis genutzt. Die Bell-Insel hat einen sehr interessant geformten Berg – des Englischen mächtige Leser werden es schon erraten haben, er erinnert an eine Glocke. Auf der Hooker-Insel befindet sich der berühmteste Vogelfelsen des Archipels und auch eine inzwischen verlassene sowjetische Forschungsstation. Das Prinz-Georg-Land ist schließlich die größte der Insel und wurde nach einem britischen Kronprinzen benannt. Die Champ-Insel, im Zentrum der Inselgruppe gelegen ist berühmt für die im Durchmesser bis zu drei Meter großen Konkretionen, Mineral-Aggregat, in Form von Steinkugeln. Den höchsten Berg der Inselgruppe, den Peak Parnass (620 m) findet man auf der Wiener-Neustadt-Insel. Die Rudolf-Insel ist die nördlichste Insel und war der Ausgangspunkt für Pol-Expeditionen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

Jahreszeiten für Reisen

Im Sommer liegt die Temperatur bei durchschnittlich 2 Grad Celsius, im Winter bei minus 22 Grad Celsius – unabhängig von der Eissituation sind damit die Wintermonate nicht geeignet für Expeditionskreuzfahrten in das Franz-Josef-Land. Auch scheint nur im Sommer (ca. 10 April bis 5. September) die Sonne und nur in wenigen Wochen geht das Eis soweit zurück, das Reisen zu den Inseln des Franz-Josef-Landes möglich sind. Die genauen Routen werden dabei abhängig vom Eis auf den Reisen durch den Kapitän festgelegt – auch das unterscheidet die Expeditionsseereise in das Franz-Josef-Land von klassischen Reisen und trägt auch dazu bei, ein echtes Expeditionsfeeling aufkommen zu lassen – wohin lässt das Eis uns auf dem Schiff, nichts ist gewiss, alles hat den Hauch einer besonderen Spannung, hier, mitten in der wilden Natur, zwischen all dem Eis, als Beobachter zahlreicher Tiere.

Sie möchten eine der bedeutendsten Regionen der Expeditionsgeschichte kennenlernen? Dann freuen wir uns auf Ihren Anruf und helfen Ihnen gern bei Ihrer Reiseplanung.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!