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Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah! Wir hatten endlich wieder richtiges Expeditionsfeeling – den Wind unter der Nase, der Blick auf den Horizont gerichtet, die Schiffsplanke unter unseren Füßen! Herrlich? Wo? Ganz in der Nähe. Aber der Reihe nach…“
Die meisten Expeditionsfreunde erleben, wie die Reedereien, ein enttäuschendes Jahr. Langersehnte Reisen werden abgesagt und auch für die kommende Antarktissaison sieht es eher wolkig bis düster aus. Gab es in den Sommermonaten noch Hoffnung, dass zumindest ein Teil der Arktisexpeditionen stattfindet, erlosch auch diese Mitte August.
Doch muss man für eine Expeditionskreuzfahrt immer in die entlegenen, weit entfernten Regionen reisen? Diese Frage haben sich sicherlich viele unter uns gestellt. Bestimmt auch der Reeder der Adler-Schiffe Sven Paulsen und der Koordinator der MV Quest und Expeditionsleiter Christian Kruse. Gemeinsam planten Sie kurzfristig 17 Abfahrten einer 5-tägigen Nordsee-Expedition ab/bis Hamburg.
Das erste Mal hieß es „Leinen los“ am 25.07.2020. Wir sind gemeinsam mit unseren Kunden am 03.09.2020 an Bord gegangen und wie sehr MV Quest, die Crew und die Route unser Expeditionsherz hat höherschlagen, erfahren Sie in diesem Reisebericht von Kristina Hillemann, der Gründerin von Eisexpeditionen.de .
Als wir am Cruisegate Steinwerder ankommen, begrüßt uns ein kleines herzliches Team zur Einschiffung. Durch die Masken kann man ein Lächeln erahnen, die leuchtenden Augen jedoch sind offensichtlich. Denn genau wie wir, freut sich das Team auf die nächsten Tage. Nach dem Fiebercheck und dem Gesundheitsbogen werden wir mit dem Hygienekonzept vertraut gemacht und obwohl es nur ein Katzensprung bis zur MV Quest ist, bekommt jeder Gast einen eigenen Friesennerz von Adler-Expedition.
Und dann stehen wir genau vor Ihr! MV Quest ist ein kleines Expeditionsschiff für Expeditionskreuzfahrten in der Arktis und verfügt über die zweithöchste Eisklasse. Ursprünglich wurde die charmante Lady 1992 in Dänemark für die eisigen Gewässern Grönlands gebaut, in denen sie 12 Jahre lang unter dem Namen Saqqit Ittuk im Liniendienst an der Küste fuhr. Erst 2004 baute man Sie zum Expeditionsschiff um. Sie bietet eine informelle und entspannte Atmosphäre und wurde 2018 umfassend renoviert, wobei eine neue Panorama-Lounge auf dem Oberdeck und 26 Kabinen mit Blick aufs Meer hinzugefügt wurden.
Aufgrund der Wettersituation verlassen wir den Hamburger Hafen vorzeitig, in der Hoffnung, dass wir Helgoland gegen Mitternacht erreichen und für die Nacht eine geschützte Position vor Helgoland finden. Trotz grauem Himmel ist das Auslaufen in unserer Heimatstadt für uns immer etwas Besonderes. Auf dieser beliebten maritimen Meile darf eines nicht fehlen – die Begrüßung am „Willkomm Höft“ am Schulauer Fährhaus. Wir haben schon viele Nationalhymnen gehört, aber Dank der MV Quest zum ersten Mal die der Färöer-Inseln.
Nach einem reichhaltigen Abendessen gibt es das klassische Precap (Vorbereitung) für den nächsten Tag und einen spannenden Vortrag über Helgoland vom Biologen Martin Gottschling. Zum krönenden Abschluss überrascht Chris noch einmal alle mit einem Betthupferl – heiße Schokolade und Vanilleeis. Wer kann da schon widerstehen?
Gleich am ersten Expeditionstag begrüßt uns die Sonne, während wir vor Helgoland auf Reede liegen. Nach einem reichhaltigen Frühstück (zur Auswahl à la carte stehen Brötchen, Croissants, Obst, Müsli, Joghurt, Aufschnitt, Kaffeespezialitäten, Säfte und frisch zubereitete Eiergerichte) beginnt unsere Gruppe (Zodiacgruppe 1) direkt mit der Überfahrt nach Helgoland. Und sowohl bei unseren Kunden als auch bei uns erkennt man die leuchtenden Augen während der Zodiacfahrt – endlich wieder Abenteuer!
Am Pier im Unterland begrüßt uns Damaris vom Verein Jordsand, der 1907 als „Verein zur Begründung von Vogelfreistätten an deutschen Küsten“ (Bezeichnung bis 1966) in Hamburg gegründet wurde und sich seit über 100 Jahren für den See- und Küstenvogelschutz sowie für den Naturschutz an der Nord- und Ostseeküste und im Großraum Hamburg einsetzt. Von dort aus geht es gemeinsam entweder mit dem Fahrstuhl oder über die 182 Stufen zum grünen Herz Helgolands – dem Oberland. Gemeinsam mit Damaris wandern wir vorbei an Sprengkratern aus dem 2. Weltkrieg und genießen den herrlichen Ausblick auf das offene Meer, bis wir bei den beiden bedeutsamsten Insel-Highlights auf Helgoland ankommen – die Lange Anna und der Vogelfelsen.
Helgoland ist ein Paradies für Vogelliebhaber. Auf dem Lummenfelsen, der der einzige Seevogelbrutfelsen Deutschlands ist, brüten fünf Vogelarten im Frühjahr: die Trottellumme, der Basstölpel, der Eissturmvogel, die Dreizehenmöwe und der Tordalk. Während unsere Kameras glühen und wir vor lauter Seglern, Geschnatter und Leben gar nicht wissen, was wir zuerst fotografieren sollen, erklärt uns Damaris die Besonderheiten der einzelnen Arten.
Schweren Herzens, wir hätten den Basstölpeln noch stundenlang zusehen können, wandern wir wieder zurück zum Unterland und werden mit einem schmackhaften Lunch belohnt, denn Chris und sein Team haben während unserer Wanderung mit den Zodiacs alle Zutaten direkt zum Pier gebracht und ein Lunch direkt am Pier vorbereitet.
Doch auf einem kleinen Expeditionsschiff, wie der MV Quest, ist eine Exkursion am Tag natürlich viel zu wenig und so fahren wir mit Damaris nach dem Mittag mit dem Börteboot rüber zur 1 km entfernten Düne. Die Düne ist bekannt für seine zwei traumhaft weiten, weißen Sandstrände, doch auch für Naturliebhaber gibt es viel zu entdecken.
Das erste Highlight sind die Seehunde und die Kegelrobben, die sich am Strand sonnen und so gar nicht von uns stören lassen. Doch wie in der Arktis und Antarktis gilt es auch hier den Sicherheitsabstand von ca. 30 Metern einzuhalten. Natürlich wissen auch hier die Kegelrobben, die mit bis zu 300 kg Deutschlands größtes Raubtier sind, nicht, dass Sie den Abstand einhalten müssen. So kann es dem ein oder anderem Badegast auch mal passieren, dass sie vor Neugierde direkt neben einem im Wasser auftauchen. Weiter landeinwärts gibt es zwei Süßwasserseen, an denen wir mit Damaris noch einmal u. a. die Kormorane, den Graureiher und die Löffelente beobachten können.
Helgoland wird oft fälschlicherweise als einzige deutsche Hochseeinsel bezeichnet. Doch Helgoland ist weder seerechtlich noch geologisch eine Hochseeinsel, denn in Deutschland gibt es keine Hochsee. Sie beginnt erst (mit der Tiefsee) nördlich der Nordsee, dort, wo der sehr flache Festlandschelf im Atlantik endet (gedachte Linie von etwa von den Shetlands Richtung Alesund (Das Paris-Oslo-Abkommen ist sogar noch etwas genauer.). Auch seerechtlich ist Helgoland keine Hochseeinsel, weil die Zwölf-Meilen-Zonen vom Festland und von der Insel sich überschneiden.
Im Anschluss haben wir noch ein wenig Zeit zum Bummeln auf Helgoland, bevor wir wieder mit den Zodiacs zurück zum Schiff gebracht werden. Das allein die Zodiacfahrt bereits ein Riesenspaß und Abenteuer sein kann, zeigt uns Chris, als wir ihn bitten, während der Fahrt einmal die Tauglichkeit unserer Outdoorkleidung zu prüfen . Überglücklich nach dieser speziellen Zodiacfahrt, geht es wenig später zum Abendessen und im Anschluss in die Panoramalounge, wo das Precap und ein spannender Vortrag von Mandy über das Wattenmeer stattfinden.
Nach dem Frühstück geht es mit dem Zodiac rüber in den Lister Hafen. Dort begrüßt uns Sarah von den Naturgewalten Sylt und nach einer kurzen Busfahrt geht es ins Wattenmeer der Blidselbucht zu den Austernbänken. Seit Juni 2009, bzw. der dänische Teil seit 2014, ist das gesamte Wattenmeer, dass von Dänemark über Deutschland bis zu den Niederlanden verläuft, UNESCO-Weltnaturerbe und das vogelreichste Gebiet Europas. Nach dem gestrigen Vortrag von Mandy gehen wir alle etwas vorsichtiger übers Watt, denn wussten Sie, dass sich im Boden pro Quadratmeter bis 150 Sandklaffmuscheln, 300 Herzmuscheln, 70 Pierwürmer, auch Wattwürmer genannt, bis zu 4000 Seeringelwürmer, bis 40 000 winzige Schlickkrebse und bis zu 30 000 Wattschnecken befinden?
Wir wandern zu den Austernbänken, und während Sarah uns die Unterschiede der Austern erklärt, kommen wir immer wieder ins Staunen. Wussten Sie, dass eine Auster bis zu 30 Liter Wasser pro Stunde filtert? Doch was wäre eine Wattwanderung auf einer Expeditionskreuzfahrt zu den Austernbänken, wenn man nur trockene Theorie lernen könnte? So dürfen wir auf dem Rückweg eigene wilde Austern, die Sylter Royal, eine invasive Art, die aus dem Pazifik stammt, sammeln und direkt frisch am Strand verkosten – großartig, denn jedem, der normalerweise keine Austern mag, sei gesagt, frisch und selbst gesammelt schmecken Sie deutlich besser!
Zurück geht es an Bord zum Mittagessen. Danach kommt ein weiteres Highlight des Tages. Wir fahren mit dem Kutter „Rosa Paluka“ zu den Seehundbänken und auf Seetierfang. Natürlich gibt es nicht nur die Seehunde zu sehen, sondern auch eine Menge anderes. Da wäre zum einen der Lister Ellenbogen und die Kitesurfer, die neben unserem Schiff von rechts nach links durch die Luft fliegen und zum anderen gibt es ja auch noch den Seetierfang. Nach einiger Fahrtzeit wird das Fangnetz, in dem es schon sichtlich krabbelt und wimmelt, wieder an Bord geholt und wir lassen uns die friesischen Meeresbewohner erklären und zeigen, bevor sie wieder ins offene Meer entlassen werden.
Wer jetzt denkt, der Abend endet mit einem Abendessen und Vortrag ist weit gefehlt, denn Chris und sein Expeditionsteam lassen sich jeden Tag immer noch eine Überraschung einfallen und holen für die Gäste raus, was rauszuholen ist. Nach dem Precap geht es auf Überraschungsexkursion, für alle die noch Lust auf atemberaubende Momente und Bewegung haben. Wer lieber an Bord bleibt, darf Martin bei einem spannenden Vortrag über Seevögel zuhören.
Mit Chris und Mandy wandern wir zur Lister Aussichtplattform und als wir die letzte Stufe erreicht haben, wird es sehr emotional. Auf dieser wunderschönen Aussichtplattform erwartet uns nicht nur ein spektakulärer Sonnenuntergang, sondern auch ein Teil der Crew, die uns mit „Somewhere over the rainbow“ von Israel Kamakawiwoʻole und einem warmen Kakao mit oder ohne Rum und Sahne begrüßen. Von der Aussichtsplattform schauen wir auf die Wanderdüne, hören den Schafen beim Fressen in der Heidelandschaft zu und beobachten den wunderschönen Sonnenuntergang. Was für ein großartiger Expeditionstag!
Der frühe Vogel fängt den Wattwurm und so verlassen wir früh morgens die MV Quest mit den Zodiacs, um mit einem Wattführer 6 Stunden von der Hallig Hooge aus zum Japsand zu wandern. Wem das zu anstrengend ist, für den haben Chris und das Team natürlich auch Plan B, C, D usw., zum Beispiel ein gemütlicher Rundgang auf Hallig Hooge mit Zeit zum Verweilen. Da es durch die Gezeiten nur selten möglich ist, mit dem Schiff bis kurz vor Hooge zu fahren und dann auch noch an der Wanderung zum Japsand teilzunehmen, nehmen wir natürlich daran teil.
Wer dachte, hinter der Hallig und dem Deich sei Schluss, der wird genauso überrascht sein wie wir! Nach einem Marsch über die Hallig stehen wir am anderen Ende und blicken ins Wattenmeer und dann in ca. 2 km Entfernung sehen wir den Japsand schimmern wie eine Wüste oder kleine Düne mitten im Wattenmeer. Nach einem geführten strammen Marsch kommen wir endlich auf dem Japsand an. Faszinierend wie dieser Außensand wie Neuland aus der Nordsee auftaucht und sogar von den ersten Pflanzen besiedelt wird. Bis zu 25 Meter pro Jahr wandert der Japsand auf Hooge zu, so dass in ca. 100 Jahren Hooge vielleicht einen wunderbaren Sandstrand hat. Doch zum Sandstrand kommen wir noch.
Nach der ausführlichen Wanderung hängt uns, trotz Müsliriegel und Äpfeln, der Magen in den Kniekehlen und wir werden mit einem köstlichen Dreigangmenü belohnt. Nachdem wir die Eindrücke und das Essen etwas haben sacken lassen, geht es hoch in die Panoramalounge, wo Martin einen spannenden Vortrag über die Zugvögel hält. Viele der Zugvögel haben wir bereits auf unseren Expeditionsreisen in der Arktis und Antarktis beobachten dürfen, doch dass die Zugrouten so weit gehen, war uns vorher nicht bewusst. Wenn Sie jetzt denken, es gäbe nur einen Ausflug am letzten Tag, dann irren Sie gewaltig. Denn während wir dem Vortrag von Martin lauschen, bereiten Chris und Mandy schon das nächste Highlight vor.
Wer möchte, wird mit dem Zodiac zum Kniepsand gefahren. Und da sind wir schon bei unserem fantastischen Sandstrand! Strömung und Wellen, die Kraft der Natur, haben diesen Außensand erschaffen, auf dem es sich zahlreiche Vögel und Seehunde gemütlich machen. Ein traumhafter, weißer Sandstrand, der bereits auf die Insel Amrum aufgelaufen ist. Als wir ankommen, läuft ein wenig Musik und ein Teil der Crew versorgt uns mit Ostfriesentee und frischgebackener Friesentorte.
Bei einem anschließendem Strandspaziergang laufen wir dem Sonnenuntergang, mit Blick auf den Leuchtturm von Amrum, entgegen und schauen den Knuttstrandläufern und vielen anderen Seevögeln, die wir im Wattenmeer in den letzten Tagen lieb gewonnen haben, bei ihren Runden zu.
Im Anschluss genießen wir unser vorerst letztes Abendessen an Bord und einen Abschiedsabend mit einer großartigen Bildershow der Reise und einem beeindruckenden Expeditionsteam genießen.
Und das heißt auf jeden Fall „Auf Wiedersehen“. Schweren Herzens verlassen wir die wunderbare MV Quest und die einzigartige Crew. Unser Fazit: Wer noch auf der Suche nach einem Urlaub im September und einem kleinen charmanten Expeditionsschiff mit einzigartiger Crew ist, dem möchten wir diese Nordseeexpedition dringend ans Herz legen. Wir wünschen Chris und der ganzen lieben Crew weitere spannende Touren mit lieben Gästen im September und hoffen, das Expeditionen vor unserer eigenen Haustür zukünftig auch nach Corona angeboten werden.
Möchten Sie die Nordsee-Expedition mit MS Quest selbst erleben? Dann sprechen Sie uns an. Wir von Eisexpeditionen.de beraten Sie gern.
Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!