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Eisexpeditionen Erfahrungen: Reisetagebuch Spitzbergen Gruppenreise mit der WORLD VOYAGER Teil 3

Vom 4. bis zum 15. August 2023 fand unsere Eisexpeditionen.de Gruppenreise “Rund um Spitzbergen” statt. Im dritten und abschließenden Teil des dreiteiligen Reise Logbuchs berichtet Kristina Hillemann unter anderem von einer weiteren dicken Eisbärenbegnung, Belugawalen und Rentieren.

09.08.2023 Ardeneset, Murchisonfjord und Kinnvika

Wir starten den Tag mit einer Silent-Landing auf Ardeneset. Die Sonne scheint, der Himmel lacht und wir beginnen mit wenig Wind eine kleine Zodiaccruise nach Ardeneset. Dort erwartet uns eine Walrosskolonie, die wir mit nur 30 Meter Abstand vom Strand aus fotografieren und beobachten dürfen. Für viele von uns ist dies eine ganz besondere Anlandung, weil wir den Walrössern besonders nahkommen und man sie sehr gut beobachten und fotografieren kann. Ein Walross nimmt es jedoch mit dem Sicherheitsabstand nicht ganz so genau und kommt immer näher auf uns zu, so dass Expeditionsguide Luise unsere Grenze etwas weiter nach vorne neu zieht. Der ein oder andere sammelt mit uns Plastik, um das Projekt Clean Up Svalbard zu unterstützen.

Clean Up Svalbard

Clean Up Svalbard ist ein Müllentsorgungsprogramm, das von der Regierung von Svalbard in Zusammenarbeit mit AECO, der Vereinigung der Arktisexpeditionskreuzfahrtbetreiber, beaufsichtigt wird. Jedes Jahr werden durch Clean Up Svalbard etwa 20 Tonnen Müll von den Stränden Svalbards entfernt. Die Bemühungen der Expeditionskreuzfahrtbranche machen etwa drei bis vier Tonnen aus.

Große Mengen an Abfall spülen an die Strände Svalbards. Da dieser Abfall lange braucht, um sich abzubauen, und sich Plastik niemals vollständig abbaut, häuft er sich schnell an und stellt eine ernsthafte Bedrohung für die lokale Tierwelt dar. Der Abfall kann sich in den Füßen und Schnäbeln von Vögeln oder in den Geweihen von Rentieren verfangen und diese Tiere zu einem langen und schmerzhaften Tod verurteilen. Mikroplastik kann auch in den Verdauungssystemen der Tierwelt stecken bleiben und führt häufig zu Unterernährung. Und es versteht sich von selbst, dass diese synthetischen Materialien mit der rauen Schönheit der wilden Landschaft Svalbards katastrophal kollidieren.

Um dieses Problem zu bekämpfen, leitet die Regierung von Svalbard zwei jährliche Strandreinigungen, an denen lokale Freiwillige aus Longyearbyen teilnehmen. Diese Clean Up Svalbard-Veranstaltungen sind sehr beliebt, genauso wie die eigenen Strandreinigungen bei unseren Passagieren. Den gesammelten Abfall entsorgt nicko cruises am Ende unserer Svalbard-Reise in einem speziellen Behälter in Longyearbyen, wo er umweltfreundlich verarbeitet werden kann.

Fossilienfunde im Svalbard Archipel

Während unseres Müllsammelspazierganges hat Expeditionsguide Carina einen Stein mit Fossilien gefunden. Doch woher stammen die Fossilien? Auf Svalbard gibt es Fossilien von Pflanzen, die etwa 300-400 Millionen Jahre alt sind und charakteristisch für tropische Regionen. Die Untersuchung dieser Fossilien hat es Forschern ermöglicht, wichtige Informationen über die Entwicklung des Lebens auf der Erde bis vor 3000 Millionen Jahren zurückzuverfolgen. Fossilien liefern Hinweise auf Klima- und Umweltveränderungen und ermöglichen die genaue Datierung der umgebenden Gesteine. Verschiedene Fossilien sind typisch für verschiedene Zeiträume. Fossilien, die nur für einen kurzen Zeitraum existierten, aber in dieser Zeit weit verbreitet waren, werden als Leitfossilien bezeichnet.

Sowohl auf Svalbard als auch in den Sedimenten des Meeresbodens der Nordsee, des norwegischen Festlandsockels und der Barentssee findet man Fossilien aus allen geologischen Perioden, vom Kambrium bis zur Gegenwart. Die ältesten Fossilien auf Svalbard sind Stromatolithen, versteinerte Algenkolonien, die auf dem Boden eines flachen Meeres existierten. Diese Fossilien wurden in Dolomitgesteinen aus dem Präkambrium entdeckt.

Auf Svalbard wurden auch Fossilien von zwei großen Gruppen primitiver Fische gefunden. Während des Karbon-Zeitalters gediehen Pflanzen auf Svalbard. Große Teile der Insel waren von Wäldern bedeckt, die hauptsächlich aus hoch aufragenden Sporenpflanzen wie Farnen, Schachtelhalmen und Bärlappen bestanden. Zu dieser Zeit war Svalbard Teil des verbundenen Landes Europas und Nordamerikas, das als „Old Red Continent“ bekannt ist. Einige der Kohlevorkommen auf Svalbard haben ihren Ursprung in diesen Wäldern.

Zodiac Cruise im Murchisonfjord und Anlandung in Kinnvika

Am Nachmittag geht es zur zweiten Aktivität und wir steigen in die Zodiacs. Auf einer einstündigen Zodiaccruise erkunden wir den „Murchisonfjord“, Benannt nach dem schottischen Geographen Sir Roderick Murchison erstreckt sich der Murchisonfjord an der Ostküste Nordostlands über eine Länge von 25 km. Der Fjord zeichnet sich durch seine unberührte Natur, Tierwelt und einzigartige Geologie aus. Leider sehen wir unseren ersten toten Eisbären am Strand liegen. Ob und wie lange bzw. warum der Eisbär leider verendet ist, können wir nicht eindeutig herausfinden. Chris meldet den Fund jedoch dem Sysselmannen. Wir cruisen durch den Fjord entdecken die Landschaft der Hocharktis, kaum noch Blümchen, viel Granitfelsen und sibirisches Treibholz, dass durch die Gletscher weiter auf die Landzungen geschoben wurde. Die Zodiaccuise endet mit einer Anlandung in Kinnvika.

Kinnvika ist eine ehemalige Forschungsstation an der Westküste von Nordostland und Teil des Nordost-Svalbard-Naturreservats. Während des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1957-59 baute eine schwedisch-finnische Expedition dort eine umfangreiche Station mit 10 Gebäuden, einschließlich einer Sauna. Es handelt sich um die nördlichste Sauna Spitzbergens. Noch heute stehen dort ein Amphibienfahrzeug und andere Überreste sowohl aus der Zeit des Geophysikalischen Jahres als auch aus neueren Zeiten. Im Winter 2003-04 überwinterten Marie Tieche und Hauke Trinks dort, und im Jahr 2007-08 wurde die alte Station in Kinnvika wieder in Betrieb genommen, als das Geophysikalische Jahr von 1957-59 mit dem Internationalen Polarjahr einen Nachfolger erhielt. Wissenschaftler aus 10 Ländern untersuchten dort die Geheimnisse der umgebenden Natur, insbesondere die Verhaltensweise der Eiskappe Vestfonna in Zeiten des sich ändernden Klimas.

In der Vergangenheit waren die Gewässer rund um Nordostland ein wichtiger Treffpunkt für Pomoren, russische Jäger und Fischer, die in dieser Region Robben und Walrosse jagten, gelegentlich auch Eisbären. Beflügelt von den Eindrücken des Tages, beenden alle den Abend recht bald nach dem Abendessen in ihren Kabinen voller Vorfreude auf den kommenden Tag.

10.08.2023 Packeisgrenze

Pünktlich zum Frühstück erreichen wir die Packeisgrenze. Gespannt schauen wir auf das glitzernde Meereis. Es ist noch sehr windig und wir können an dieser Stelle noch nicht in die Zodiacs steigen. Expeditionsleiter Chris entscheidet, dass wir weiter gen Westen fahren, in der Hoffnung, dass wir eine Cruise durch die Eisschollen wagen können. Das Wetter spielt nicht ganz mit, wir haben sehr viel Seegang durch den Wind und fahren durch ein Sturmtief. Endlich ist mal Zeit das Schiff zu erkunden! Einige gehen in den SPA, andere in die Sauna. Andere lauschen dem neuen Vortrag.
Am Nachmittag erreichen wir eine weniger windige Position an der Packeisgrenze und das Expeditionsteam lässt die Zodiacs ins Wasser. 30 Minuten später startet die erste Gruppe mit der Einbootung und wir machen uns auf ins Eis. Das Eis glitzert und knackt um uns herum. Die lange Dünung schiebt die Eisschollen teilweise aufeinander, gegeneinander und wir sind mit den kleinen Schlauchbooten mittendrin.

Nach eineinhalb Stunden machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Schiff. Plötzlich heißt es Robbe in Sicht und wir drehen wieder um. Leider vergeblich, da die Robbe bereits abgetaucht ist. Aber auch das gehört zu einer Expedition dazu. Unterschiedliche Zodiacs – unterschiedliche Erlebnisse.

Crew Show und ein Geburtstag

Am Abend gibt es die berühmt berüchtigte Crew Show und Verlosung der kleinen Bordpräsente! In der Rolle des Thomas Gottschalk begrüßt uns Kreuzfahrtdirektor Manfred Fiedeler und moderiert die einzelnen Künstler der Crew an. Unglaublich welch verborgende Talente sich auftun. Von Lovesongs, über balinesische Ausdruckstänze, bis zum Jongleur – uns präsentieren sich wahre Talente! Danach wechseln die meisten in die Observation Lounge, in der wir um 00:00 Uhr auf den nächsten Geburtstag eines Resiegruppenmitglieds anstoßen.

11.08.2023 Crozierpynten und Eisbären am Wahlbergoya

Der nächste Morgen begrüßt uns mit spiegelglatter See und Sonnenschein. Wir liegen vor Crozierpynten und freuen uns bereits beim Frühstück auf die nächste Anlandung. Ab 9:00 Uhr werden wir wieder gruppenweise aufgerufen und wir fahren rüber zur Anlandestelle. Als wir ankommen erwarten uns die Überreste einiger Hütten. Wer hier nicht schon alles vorbeigekommen ist!

Auf der Ostseite des Sorgfjords liegt die kleine Halbinsel Crozierpynten. Im Laufe der letzten Jahrhunderte haben viele Forscher und Entdecker diese Gegend passiert. Edward Parry im Jahr 1827, die schwedische Abteilung der Gradmessungsexpedition mit ihrer Überwinterung am Crozierpynten von 1899 bis 1900 und die Schröder-Stranz-Expedition im Jahr 1912-13, obwohl Schröder-Stranz zu dieser Zeit bereits auf dem Nordaustlandet vermisst und vermutlich verstorben war. Hinzu kamen Trapper, die mehrmals in dem schwedischen Haus von 1899 überwinterten. Von den alten Gebäuden, die die schwedische Abteilung der Gradmessungsexpedition 1899 am Crozierpynten erbaut hat, sind größtenteils nur noch Ruinen übrig. Dennoch kann man sich gut vorstellen, wie die Station damals ausgesehen haben muss. Es gab ein großes, komfortables Wohngebäude, Lagerschuppen und ein astronomisches Observatorium, dessen Fundament noch erkennbar ist. Dieses Observatorium bildete den wissenschaftlichen Kern der gesamten Anlage. Es war eine eher unbekannte, aber äußerst erfolgreiche Expedition, die reiche wissenschaftliche und topografische Ergebnisse nach Hause brachte.

Je nach Belieben schwärmen wir aus, einige nach oben, andere erkunden die Überreste der Hütten. Ich selbst kann mich wieder nicht an den kleinen arktischen Wäldern sattsehen. Es ist und bleibt einfach beachtlich, wie die Pflanzen unter diesen unwirtlichen Bedingungen wachsen.

Eisbären statt Brasvellbreen

Wir setzen unsere Fahrt zum Brasvellbreen fort, dichter Nebel zwingt das Schiff sehr langsam zu fahren. Gegen 16:00 Uhr kommt die Durchsage! Eisbären in Sicht! Und in kürzester Zeit werden die Zodiacs zu Wasser gelassen. Unfassbar wir sehen vier bzw. der eine oder andere sogar fünf Bärchen am Walkadaver und auf dem Hang auf Wahlbergoya. Wir sehen verschiedene Eisbären. Die genauen Zusammenhänge kann man natürlich nicht herstellen, aber eines steht ungefragt fest: Einer der Bären ist mit Abstand der dickste Bär, den Expeditionsleiter Chris und ich je gesehen haben – ab heute trägt er den liebevollen Namen Wonneproppen. Aus nächster Nähe aus dem Zodiac erleben wir, wie die Tiere den Kopf tief in den Walkadaver stecken, sich ein Stück Fleisch und Innereien herausreißen und gegenseitig anfauchen, wenn der nächste Bär zur Buffet Ablöse herankommt.

Danach fahren wir zum Bråsvellbreen, leider ist der Nebel so stark, dass wir die Eiskante nicht sehen können, dafür jedoch eine Walrossherde im Wasser. Doch bei so viel Glück mit dieser hautnahen Eisbärensichtung, ist der Verzicht auf die Eiskante durchaus verkraftbar. Was für ein wunderbares Geschenk, das sicherlich nie wieder übertroffen werden kann.

12.08.2023 Nebel des Grauens im Freemansundet

Eigentlich war für heute erst eine Anlandung auf Kap Waldburg geplant und im Anschluss dann die Anlandung auf Kap Lee. Leider macht uns der Nebel einen Strich durch die Rechnung und als das sich der Nebel etwas lichtet, der nächste Eisbär, wenn auch weit entfernt, an Land. Wir nutzen den Tag, um das Erlebte ein wenig zu verarbeiten. Der eine testet den SPA, der nächste die Sauna, andere sortieren Bilder und partizipieren an den spannenden Vorträgen, die an diesem Tag angeboten werden.
Der erste ist von Expeditionsguide Carina über die Wale der Arktis und wieder sehr informativ. Der zweite von Wolfgang über Roald Amundsen und der dritte von Fabienne und Chris über deren private Ski und Kite-Expedition in Coronazeiten auf Svalbard.

Am Abend gibt es einen Kinofilm von Expeditionsguide und Lektor Wolfgang. Dieses Mal sind nicht die Habsburger im Vordergrund, sondern Wolfgang selbst. Im Film wird die Geschichte erzählt, wie er mit einer Vespa von Berlin nach Goa gelangte. Wer kann da schon widerstehen, wenn man der Expedition mit der Vespa folgen kann?

13.08.2023 Mühlbachbreen, Polar Plunge und Gnålodden

Am Morgen fahren wir bereits im Hornsund. Auch hier ist eigentlich eine Anlandung in Gåshamna geplant. Leider haben wir so viel Nebel, dass wir wieder auf Plan B umschwenken müssen. Mir persönlich gefällt jedoch Plan B viel besser. Wir fahren weiter in den Hornsund hinein und halten in der Burgerbukta vor dem Mühlbachgletscher. Gruppe C beginnt mit der Einbootung und macht sich in Richtung Gletscher auf. Danach ist unsere Gruppe A dran. Wir fahren entlang der Gletscherkante und genießen den Ausblick. Dreimal dürfen wir den Gletscher beim Kalben beobachten. Nach circa zwei Stunden fahren wir an den Strand und endlich dürfen wir den langersehnten Polar Plunge durchführen.

Was für ein riesiges Interesse! 15 Freiwillige springen ins ca. 3-4° kalte Wasser und legen richtige Performances hin. Zurück an Bord wärmen wir uns kurz auf und nach dem Mittagessen ist die nächste Anlandung in Gnålodden geplant. Doch bevor in die Zodiacs steigen, entdeckt Petra oben aus der Observationlounge eine Belugawalschule, die direkt an der Anlandestelle zwischen den Zodiacs des Expeditionsteams durchschwimmen!

Belugawale

Belugas sind äußerst soziale Säugetiere, die in Gruppen, sogenannten Pods (Schulen), leben, jagen und gemeinsam migrieren. Diese Gruppen können von wenigen Individuen bis zu Hunderten von Walen reichen. Ihre wulstige Stirn, genannt „Melone“, ist flexibel und kann ihre Form ändern. Dadurch können sie verschiedene Gesichtsausdrücke machen. Belugas können eine Reihe von Zwitschergeräuschen, Klicks, Pfeifen und Quieken erzeugen.

Viele Beluga-Populationen migrieren, wenn sich das Meereis in der Arktis verändert. Im Herbst ziehen sie sich nach Süden zurück, wenn das Eis entsteht, und kehren im Frühling zurück, wenn das Eis sich auflöst, um erneut Nahrung zu suchen. Man findet sie auch in der Nähe von Flussmündungen und manchmal sogar flussaufwärts. Belugas ernähren sich von verschiedenen Fischarten wie Lachs und Hering sowie von Garnelen, Krabben und Weichtieren. Das gutmütige Grinsen dieser Delfinverwandten wird nur von ihren hochfrequenten Lauten übertroffen, wodurch sie den Spitznamen „Meeres-Kanarienvögel“ erhalten.

Belugas sind recht verspielt, jagen sich aus Spaß gegenseitig, spucken Wasser aufeinander, reiben sich aneinander, rufen einander zu, machen Spielzeug aus Gegenständen, die sie im Wasser finden, und schwimmen neben Booten, um die darin fahrenden Menschen zu beobachten.
Wow!!! Wir haben auch endlich Belugawale gesehen!

Gnålodden

Der Name Gnålodden leitet sich von der benachbarten Vogelklippe Gnålberget (759 m ü.M.) ab, die Tausenden von brütenden Dreizehenmöwen und Dickschnabellummen eine Heimat bietet. Diese Vögel sind während der Brutzeit für den ständigen Lärm verantwortlich, der dem Ort seinen Namen gegeben hat („gnål“ bedeutet „nörgeln“ auf Norwegisch). Unter den Trappern wurde der Ort Fuglefjell (die Vogelklippe) genannt. Die hier befindliche Satellitenstation war aufgrund der Gefahren beim Überqueren von Gletschern und steilen Hängen, die in Klippen enden, nur schwer von Land aus zu erreichen. Eine Landung in Gnålodden bietet eine aufregende Landschaft, Nähe zur Vogelwelt und einen historischen Spaziergang zwischen kulturellen Überresten. Der Ort bietet auch gute Wachstumsbedingungen für Pflanzen und viele alpine Pflanzenarten sind leicht zugänglich. Unterhalb der fantastischen Vogelklippe Gnålberget befindet sich eine alte Trapperhütte. Sie wurde viele Jahre lang von Anders Sæterdal und seiner Frau Wanny Woldstad genutzt, die als erste weibliche Trapperin auf Spitzbergen bekannt ist. In den 1930er Jahren diente die Hütte in Gnålodden als Satellitenstation und ihre Hauptstation war eine Hütte in Hyttevika am Eingang des Hornsundfjords. Die Hütte wurde später von anderen Trappern wieder aufgebaut.

Heute nutzen Wissenschaftler von der polnischen Forschungsstation in Isbjørnhamna oft die Hütte. Die Hütte wird vom Gouverneur von Svalbard instand gehalten und befindet sich in gutem Zustand. Eine spektakuläre Landschaft prägt die abgerundeten Kalksteinfelsen am Strand von Gnålodden.

Die gesamte Tierwelt in Gnålodden profitiert von der Vogelklippe. Am Fuß des Berges brüten Eismöwen, oft auf Kalksteinfelsen. Auch Große Raubmöwen brüten in der Gegend und Ringelgänse fressen häufig am steilen, grasbewachsenen Hang unterhalb der senkrechten Klippe. Fuchsbauten finden sich in der Gegend und mit etwas Glück kann man einen Polarfuchs sehen, der damit beschäftigt ist, Nahrung zu verstecken und sich für den Winter zu stärken.

Nach dem Essen ist das Auditorium um 21:00Uhr für unsere Gruppe geblockt und wir dürfen die erste Rohversion unseres Reisefilmes sehen. Es wird von Herzen gelacht und vielen Gästen erstmals bewusst, wie viel wir bereits in diesen Tagen erlebt haben. Voller Emotionen lassen wir den Abend gemeinsam gemütlich auf Deck 7 ausklingen.

14.08.2023 Alkhornet und Skansbukta

Wir sind zurück im Isfjord und heute Morgen geht es nach Alkhornet. Die Sonne scheint und wir haben noch einen Wunsch! Noch einmal Rentiere aus der Nähe beobachten.

Das Alkhornet erhebt sich stolze 617 Meter über dem Nordufer und markiert den Eingang zum Isfjord und zur Bucht Trygghamna. Auf den steilen Felsen hoch oben brüten Tausende von Dreizehenmöwen und Dickschnabellummen. Durch die Düngung der Vögel ist oberhalb der Küste eine saftig-grüne Tundra entstanden, die ein Zuhause für Rentiere und Eisfüchse bietet. Es ist nicht ungewöhnlich, einen Eisbären über die Tundra streifen zu sehen oder ihn unterhalb des Vogelfelsens auf der Suche nach Küken zu beobachten. In wenigen hundert Metern zeigt sich hier die klassische Ökologie der arktischen Tundra in ihrer ganzen Pracht. Natürlich gehen Chris und sein Team zuerst an Land und sichern die Landestelle mit den Eisbärenwächtern.

Früher waren Alkhornet, Trygghamna und die umliegenden Gebiete im Westen (Daudmannsøyra) und Osten über Jahrhunderte hinweg wichtige Jagdgründe. Zunächst für die russischen Pomoren und später für Trapper, vor allem aus Norwegen. In der Bucht Trygghamna findet man immer noch Überreste einer Jagdstation aus der Zeit der Pomoren, während die Hütte auf der Tundra unterhalb des Alkhornet von norwegischen Jägern stammt. Die Hütte wurde 1920 von Hilmar Nøis erbaut, obwohl es schon früher Hütten an diesem Ort gab.

Rentiere am Alkhornet

Unser Wunsch ist dem Expeditionsteam Befehl. Sagenhaft wie Sie unsere Wünsche mit einem perfekten Timing stets erfüllen. Wir landen an, spazieren wieder in drei unterschiedlichen Gruppen durch die arktische Natur. Die einen hoch hinaus zum Vogelfelsen, die anderen bis zum nächsten Hügel und die Strandspaziergänger bleiben auf dem Grün. Überall beobachten wir Rentiere, die entspannt am Hang entlang grasen. Doch dann werden wir Zeuge, wie die Rentiere den Nestern der Schmarotzermöwen zu nahekommen. Jetzt gibt es Ärger! David gegen Goliath! Zu zweit attackieren Sie immer wieder das Geweih des Rentieres, das verzweifelt versucht sich mit Luftsprüngen und Pirouetten zu wehren! Doch es nutzt nur die Flucht, die Möwen bleiben hartnäckig, bis das letzte Rentier den Sicherheitsabstand zum Nest einhält. Fantastisch!

Skansbukta – Die letzte Anlandung der Reise

Nach dem Mittagessen gibt es eine letzte Anlandung in Skansbukta. Skansbukta, in der äußeren Region des Billefjords gelegen, befindet sich in einer Bucht, die vor den meisten Windrichtungen geschützt ist. Unter den beeindruckenden Klippen von Skansen erstreckt sich eine schmale Strandterrasse mit einer Hütte. Nördlich der Hütte finden sich Überreste des einst aktiven Gipsabbaus. Auf dem grünen Hang hinter der Hütte findet man Schätze, die an wenigen anderen Orten in Svalbard zu finden sind – eine thermophile Flora, charakteristisch für die inneren Teile des Isfjords. Der Strand und der Hang unter dem Berg Skansen sind übersät mit kulturellen Überresten aus zwei Perioden der Mineralienexploration und -ausbeutung im 20. Jahrhundert. Das begehrte Mineral hier war Gips, und die Funde erregten viel Aufmerksamkeit in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. 1918 besetzte die Dalen Portland Cementfabrikk aus Brevik, Norwegen, das Gebiet und begann mit Erkundungen. Das Unternehmen war jedoch von kurzer Dauer, und die Aktivitäten wurden nach einer Saison eingestellt.

Der Gipsabbau wurde in den 1930er Jahren vom Schiffsbesitzer Kjøde wiedereröffnet, aber nach einigen Jahren des Probebetriebs wurde die Aktivität erneut eingestellt. Heute findet man viele Überreste des Gipsabbaus in Skansbukta, hauptsächlich aus der zweiten Periode. Es gibt Überreste von Verladeanlagen auf großen Gipsumhüllungen. Der Eingang zur Galerie befindet sich am Hang und verfügt über eine Schmalspurbahn zum Strand, wo der Abraum lagerte. Unvollständige Teile der Bahn, die in mehrere Gleise aufgeteilt war, und große Rampen aus grobem Holz sind wahrscheinlich Überreste der Verladeanlage. Es gibt auch Überreste der Schmiede, der Werkstatt und der Toilette, aber auch ein Grundstück, das wahrscheinlich als Arbeiterbaracke und Küche diente. Weiter oben am Strand befindet sich ein Boot mit einem Steuerhaus, einem Frachtraum und einem Motor. Es ist vom Wetter gezeichnet, aber relativ gut erhalten.

Zwischen den größeren Strukturen in der Landschaft findet man kleinere Dinge, die etwas über das tägliche Leben und die Menschen erzählen, die einst hier gelebt und gearbeitet haben: Überreste von Wagen, die zum Transport des Gipses aus der Galerie verwendet wurden, rostige Nägel und Dosen, zerbrochenes Glas und Flaschen. Die Geschichte der vielen Mineralien Unternehmen in Svalbard und der Traum von schnellem Profit finden sich auch in Skansbukta.

Die Überreste des Bergbaus in Skansbukta zeigen Zeichen der Zeit. Langsam verfallen sie und sollen „in Schönheit sterben“. Die Natur erobert ihr Land zurück, und es ist weder praktisch noch gewünscht, etwas dagegen zu unternehmen.

Wir genießen das Wetter, spazieren am Strand werfen einen Blick Richtung Mineneingang und zum alten Wrack, der ein oder andere fotografiert die „Bretterbude“ und am Ende wird noch eine Zodiaccruise geboten, bei der wir die Chance haben einen Papageitaucher direkt vorm Schiff zu beobachten. Wir genießen das letzte Mal einen Galaabend und bleiben über Nacht in der wunderschönen Skansbukta.

15.08.2023 Longyearbyen

Heute heißt es Abschied nehmen, doch für unsere Gruppe gibt es noch eine kleine Extratour. Wir starten nach dem Frühstück mit einer Stadtrundfahrt, denn auch Longyearbyen gehört für mich zum Gesamtverständnis des Archipels hinzu. Die Stadtrundfahrt führt uns einmal rund um Longyearbyen. Vom Saatgutspeicher, über den Kindergarten, die Kirche bis hin zum berühmten Eisbärenschild. Danach haben wir noch die Gelegenheit, die Fußgängerzone zu erkunden. Der ein oder andere nutzt noch die Möglichkeit Souvenirs zu kaufen, wir entschieden uns in kleiner Gruppe für das Husky Café. Gegen 14.00uhr werden wir vom Schiff zum Flughafen gefahren und müssen Abschied nehmen, von einem Teil unserer faszinierenden Erde, die sicherlich der ein oder andere nicht das letzte Mal besucht hat.
Folgen Sie unserer Reisegruppe um Kristina Hillemann auch in den ersten beiden Teilen unseres Spitzbergen Logbuchs (Teil 1) (Teil 2).

Konnten wir Sie mit unserem Reisetagebuch für Spitzbergen Expeditionskreuzfahrten begeistern? Dann kontaktieren Sie uns! Wir bei Eisexpeditionen.de beraten Sie gerne ausführlich zum Thema Spitzbergen Expeditionen.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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