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Die Inuit sind wohl eines der bekanntesten Völker der Welt. Sie leben in einer der menschenunfreundlichsten und gleichzeitig faszinierendsten Region unserer Erde im Schnee und Eis – Jahrtausende teils ohne technische Hilfsmittel. Die Inuit und die mit ihnen verwandten anderen Eskimo-Völkergruppen machen derzeit eine Bevölkerung von rund 160.000 Menschen aus. Sie denken, das Wort „Eskimo“ zu verwenden sei politisch unkorrekt? Dann seien Sie gespannt. Darüber hinaus erfahren Sie auch Wissenswertes über die Geschichte der Inuit, ihre Kultur, regionale Unterschiede und die Inuit in einer modernen Gesellschaft.
Dick eingepackt in wärmende Kleidung unter der kalten Sonne Grönlands läuft der Junge auf Sie zu. Ein strahlendes Lächeln zeichnet sich auf seinem Gesicht ab, als er im kindlich fröhlichen Ton berichtet:
„Ich bin Nanuk und heute ist ein ganz besonderer Tag! Richtig, heute ist mein 10. Geburtstag und gleich nach der Schule begeben mein Vater Akik und ich uns endlich auf das große Abenteuer. Aber jetzt muss ich mich beeilen, denn ich komme schon wieder zu spät zur Schule, weil es immer so viel zu entdecken gibt. Ich bin schon vor einigen Wochen einer Eisbärmutter mit ihren Jungen begegnet, aber die waren noch sehr weit entfernt. Die Gäste, die mit dem Schiffen kommen haben sogar schon Pinguine gesehen. Das möchte ich auch mal, aber die gibt es hier nicht. Wie gut das ab morgen die Ferien sind.“
Das Wort „Inuit“ (Einzahl: Inuk) bedeutet übersetzt „Menschen“ und bezeichnet die in Zentral-, Nordostkanada und Grönland lebenden indigenen Völkergruppen der Arktis. Auch die Sprachgruppe der Eskimosprachen, die sich von Nordwest-Alaska bis Grönland erstreckt, wird „Inuit“ bezeichnet.
Heute geht man davon aus, dass das Wort „Eskimo“ aus dem Indianischen stammt und mit „Schneeschuhflechter“ übersetzt werden kann. Eskimo dient als Oberbegriff für die arktischen Volksgruppen auf Grönland, Nordalaska und beiderseits der Beringstraße. Die Inuit sind also unter diesen Begriff zu fassen, sind jedoch nicht die einzige zugehörige Völkergruppe.
Sie sehen, Inuit und Eskimo sind bereits erkennbar nicht dasselbe. Zudem wird das Wort Eskimo häufig als politisch unkorrekt und abwertend gesehen. Zwei Gründe führten dazu: Lange ging man davon aus, dass das Wort nicht Schneeschuhflechter, sondern das als abwertend angesehene Wort „Rohfleischesser“ bedeutete. Zum anderen ist das Wort keine Eigen- sondern eine Fremdbezeichnung. Es gibt daher Bestrebungen das Wort Eskimo grundsätzlich durch Inuit zu ersetzen. Das Wort Inuit befindet sich jedoch gar nicht im Wortschatz aller arktischer Völkergruppen. Einige dieser Gruppen bezeichnen sich beispielsweise selbst dem „Volk der Eskimos“ zugehörig oder wählen ihre eigene Bezeichnung für das Wort „Menschen“, so zum Beispiel die „Yupik“ oder „Sugpiaq“.
Nanuk lässt sich von solchen Kleinigkeiten, die seine kindliche Welt berühren, nicht beeindrucken und blickt fröhlich nach vorne: „In den Sommermonaten kommen viele Schiffe mit Gästen zu Besuch. Das ist immer ein riesiges Fest! Die Gäste kommen von ganz weit her, um uns zu besuchen und meine Schwester Malu und ich durften sogar schon mal zwei Schiffe besichtigen, das war vielleicht spannend! Die sind riesengroß!“
Die ersten Eskimos sind wohl etwa 3.000 v. Chr. von Asien aus über die Beringstraße nach Alaska gekommen. Etwa 500 Jahre später wanderte ein Teil weiter von Alaska über Kanada bis nach Grönland. Zu dieser Zeit war das Klima in der Arktis noch wärmer.
Eine erneute Wanderung von Alaska über Nordkanada bis nach Grönland erfolgte etwa 1.000 n. Chr., wobei die neue Einwanderungsgruppe, die bereits lebenden Eskimos in diesen Gebieten in vielerlei Hinsicht überlegen war und diese verdrängten bzw. sich mit ihnen vermischte. Die zu dieser Zeit entstandene „Thule-Kultur“ gilt als direkte Vorfahren der heutigen Inuit.
Die Inuit haben sich hervorragend auf das arktische Leben eingestellt und sich an das kalte Klima angepasst. Sie lebten traditionell als reine Jäger und waren somit im Gegensatz zu den Indianern nicht auf landwirtschaftliche Erzeugnisse oder gesammelte Früchte und Beeren angewiesen.
Während der Warmzeiten lebten die Inuit traditionell in festen Siedlungen, im Winter zogen sie hinter der wandernden Beute hinterher und lebten in Jagdcamps. Heute leben die verschiedenen Gruppen der Inuit in Alaska, Kanada und Grönland. Etwa 30.000 Inuit leben in dem Inuit-Territorium Nunavut – wörtlich: unser Heimatland – in Kanada. Das Territorium besteht seit dem 01.04.1999 und wird von den Inuit selbst verwaltet, diese erhoffen sich dadurch eine positive Entwicklung ihrer Kultur und Wirtschaft. Die rechtlichen Kompetenzen sind jedoch eingeschränkt und es besteht eine starke Abhängigkeit zu der Bundesregierung. Trotz der weiträumigen Siedlungsgebiete besteht eine weitestgehend einheitliche traditionelle Kultur und eine enge Sprachverwandtschaft und sehr ähnliche Glaubensvorstellungen.
Auch Nanuk ist ein kleiner Geschichtsfan und hört sich gerne von seiner Familie die Legenden aus alten Zeiten an. „Mein Opa erzählt immer wie ein mutiger Norweger unser Land zu Fuß überquerte. Er muss ein richtig tollkühner Entdecker gewesen sein. Wie gut, dass wir unsere Hundeschlitten dafür nutzen, die sind viel schneller. Ich habe von Papa schon ganz früh einen eigenen bekommen und heute nach der Schule ist der große Tag! Wir fahren raus in die Eiswüste auf eine mehrtägige Jagdreise und Papa will mir alles beibringen. Mit Glück können wir auf unserer Jagdreise auch einen Abstecher nach Kap York zur Eiskante machen. Dort ist mal ein Meteorit eingeschlagen!“
Die Inuit lebten traditionell als Jagdkultur mit Harpunen, Pfeil und Bogen. Sie ernährten sich hauptsächlich vom Fleisch verschiedener Meeressäuger, wie z.B. der Robbe, dem Wal und dem Walross sowie von einigen Landtieren wie Karibus und Eisbären. Beim Jagen von kleineren Robbenarten waren die Inuit auf einen täglichen Fang angewiesen, um ihre Familiengruppen ernähren zu können. Das Fleisch von einem Wal hingegen reichte oft für viele Monate.
Die gejagte Beute brachte den Inuit aber nicht nur Fleisch ein, sondern lieferte auch weitere wertvolle Ressourcen wie Felle und Knochen zum Bau der Behausungen oder für ihre Kleidung. Die Behausung der verschiedenen Inuit-Gruppen unterschieden sich je nach Region und den dort vorhandenen Baumaterialien. So gab es Hütten und Zelte aus Stein, Gras- und Erdsoden, Gestrüpp, Treibholz, Walknochen und Schnee. Die typischerweise mit den Inuit in Verbindung gebrachten Iglus dienten in der Regel nicht als permanente Behausung, sondern wurden während der Reisen in den kälteren Jahreszeiten als Übergangsbehausung erbaut.
Während ihrer Reisen und der Jagd bewegten sich die Inuit auf dem Wasser mit ihren selbstgebauten Kajaks und Umiaks (Frauenbooten) fort. An Land wurden von Huskys gezogene Schlitten (Qamutik) eingesetzt. Im Sommer dienten die von den Polarwölfen abstammenden Hunde als Tragetiere.
Bei der Sozialstruktur gab es in der traditionellen Inuit-Kultur nur geringe Rangunterschiede. Grundsätzlich hatten alle Menschen die gleichen Zugangsmöglichkeiten zu Ressourcen. Kam es in den Familiengruppen zu ernsteren Streitigkeiten wurden diese häufig durch öffentlichen Spott geahndet oder durch Gesangsduelle entschieden. Die Musik der Inuit ist vorwiegend vokal, als Instrumente werden unter anderem Trommeln und Rasseln eingesetzt. In manchen Fällen wurden Streitigkeiten auch durch öffentliche Faustkämpfe beigelegt.
Die Inuit glaubten traditionell daran, jedes Tier, jede Pflanze und sogar leblose Dinge hätten eine Seele. Über ihnen standen einige gottähnliche Gestalten. So glaubte man an einen Mondgott, der zum Beispiel Einfluss auf das Wetter hatte und Arme und Waisen beschützte. Gleichzeitig war dieser auch der Jagdgott. Obwohl Frauen in der Gesellschaft eine untergeordnete Bedeutung spielten, war eine der wichtigsten Gottheiten die „Meermutter“. Sie galt als allwissende Beobachterin der Menschen. Als Mittler zwischen den Welten spielten Schamane ebenfalls eine wichtige Rolle. Weitere Aufgaben dieser Schamane war unter anderem die Heilung von Krankheiten, die Überwachung der Moral, das Durchführen von Wetterzaubern und das Wahrsagen. Heute sind Schamane fast nur noch in Ostgrönland zu finden.
Auch Nanuk weiß um die Traditionen seines Volkes: „Papa sagt immer ich bin erst ein richtiger Mann, wenn ich ein erfolgreicher Jäger bin und meine eigene Familie versorgen kann. Zum richtigen Jagen gehört aber auch das Eis lesen. Akik merkt sogar anhand der Schneeverwehungen auf welchem Kurs er den Schlitten steuern muss oder ob eine Gletscherwand gleich einbricht oder ob sich unter der ebenen Schneefläche eine Spalte im Eis verbirgt.“
Für die Inuit ist die Seele des Menschen unsterblich und zieht nach dem Tod in eines der zwei möglichen Totenreiche, dem Himmel oder der Unterwelt, weiter. Gleichzeitig spielt die Reinkarnation ebenfalls eine sehr große Rolle. Der Name, welcher eng mit der Seele verbunden ist, lebt nach dem Tod weiter. Daher erhalten Neugeborene in der Regel den Namen eines kürzlich verstorbenen Stammesmitgliedes und sind durch die Seele seines Namensgebers ihr ganz Leben lang geschützt.
Wie auch bei vielen anderen Völkergruppen kam es auch bei den Inuit zu kulturellen Umwälzungen aufgrund des verstärkten Kontaktes mit der westlichen Kultur. Im 18. Jahrhundert begann dieser Einfluss durch Missionare und ihren Versuchen zur Christianisierung. So hielten sich beispielsweise deutsche Missionare um 1770 an der Küste Labradors auf, zwangen Inuit deutsche Namen anzunehmen und führten massenweise Zwangstaufen durch. Einflüsse der deutschen Sprache sind nach wie vor in der Sprache Inuktitut zu finden. Beispielsweise bei den Wochentagen Sonntag, Montag, Dienstag. Die Christianisierung der Inuit war zunächst nur von geringem Erfolg und erfolgte letztendlich in weiten Teilen im späten 19. Jahrhundert und 20. Jahrhundert. Dies hat auch zur Folge, dass die Religion der Inuit in traditioneller Form nirgends mehr besteht. Am ehesten wird diese noch in Ostgrönland von den „Schamanisten“ gelebt.
Anfang des 20. Jahrhunderts kamen viele Inuit das erste Mal in Kontakt mit der modernen Wirtschaft. Es wurde ein Tauschhandel von Pelzen gegen Jagdgewehre, Zelte und andere Waren aufgebaut. Nicht selten wurden die Inuit dabei von skrupellosen Händlern ausgebeutet. Während des zweiten Weltkriegs stieg dann auch der Wert der Inuit-Gebiete an, insbesondere im nördlichen Kanada. Die Regierung Kanadas hatte insbesondere militärische Interessen und ein Auge auf die Rohstoffe in der Region wie Blei, Silber und Erdöl geworfen. Der Staat schenkte den Inuit mehr Beachtung und erbaute vorgefertigte Siedlungshäuser im Süden Kanadas, in denen die Inuit leben sollten.
Die Inuit mussten sich innerhalb kürzester Zeit an die westliche Kultur anpassen. Mit der Jagd war kein Geld zu verdienen. Sie stützten sich deshalb lange auf den Verkauf von Robben- und Fuchsfellen sowie den Handel mit Handarbeiten aus Walross- und Narwal-Elfenbein. Aufgrund zahlreicher Boykotte aus Tierschutzgründen versiegte jedoch auch diese Einnahmequelle nahezu vollständig.
Heute ist der Handel mit Kunst und Kunsthandwerken zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden. Zu den Produkten zählen Marmorskulpturen, Wandteppiche, Keramik und Puppen. Andere bezahlte Arbeit gibt es in den arktischen Regionen kaum. Ein großer Teil der Inuit verdient nicht genug Geld, um sich die teuren Lebensmittel, die aus dem Süden eingeführt werden, leisten zu können. Von diesen sind sie aufgrund ihres mittlerweile sesshaften Lebensstils jedoch abhängig. Es ist nicht selten, dass Inuit Empfänger staatlicher Zuwendungen sind. Aufgrund der hohen Reisekosten in der Arktis und ihrer in der Regel wenig verfügbaren Mittel verlassen viele Inuit niemals in ihrem Leben ihre Heimat.
Um die traditionelle Kultur der Inuit auch in der heutigen Zeit zu bewahren, gibt es sowohl nationale als auch staatenübergreifende Bewegungen, so etwa den Inuit Circumpolar Council (ICC). Auch die Jagd auf Grönlandwale ist den Inuit nicht vollständig verboten, um ihnen die Möglichkeit der Aufrechterhaltung ihrer Tradition zu geben. Die Jagd auf die Wale ist jedoch aufgrund internationaler Schutzmaßnahmen streng reglementiert und stark limitiert.
Nanuk jedenfalls liebt das Leben der Inuit von heute – seine kindliche Seele kennt nur diese eine Welt mit all ihren Wundern: „Mein Freund Nattoralik begleitet uns mit seinem Vater und wir dürfen unsere Zelte auf den Schlitten selbst aufbauen. Opa war einer der besten Jäger unserer Siedlung, jetzt ist er schon sehr alt, aber er hat Papa alles beigebracht und ich freue mich sehr auf die Geschichten, die Papa uns abends beim Essen erzählt. Ich habe sogar meinen eigenen Gaskocher bekommen. Sollten wir eine Robbe fangen kann ich den Kocher mit Schnee füllen und die Leber direkt darin garen. Opa hat immer gesagt das Leber besonders gesund ist.“
Trotz der vielen Gemeinsamkeiten innerhalb der unterschiedlichen Inuit-Gruppen, lassen sich auch regionale Unterschiede feststellen. Insbesondere die Inuit auf Grönland leben noch recht traditionell und werden von Dänemark zur Erhaltung ihrer Traditionen und Kultur finanziell gefördert. In Grönland ist es auch nach wie vor gängig, Schlittenhunde zu besitzen und sich auch in dieser Form fortzubewegen.
Schlittenhunde sind in Kanada, insbesondere in Nunavut ein Luxus. Stattdessen bewegen sich die Inuit häufig mit Schneemobilen und fabrikfertigen Kanus mit Motoren fort. Die kanadischen Inuit sind rauer, härter und in der Regel ärmer als ihre grönländischen Verwandten. Ihr Kehlkopfgesang, den Sie in den Kulturzentren kennenlernen dürfen, untermalt das Leben in einer anderen, harten Welt. Das sogenannte Throat Singing ist eine besondere Ausdrucksweise und der Klang klingt den meisten Europäern sehr fremd. Im Grunde imitieren sie die Geräusche des Windes und der Tierwelt. Es ist eine sehr anstrengende Art zu singen und die Inuit müssen lange dafür üben. Noch heute erfreut sich das Erlernen großer Beliebtheit.
Die nordamerikanischen Inuit wiederum haben ihr Leben an die amerikanische Kultur angepasst. Sie sind nicht selten übergewichtig und fahren lieber Quad, statt ihre Strecken zu Fuß zurückzulegen.
Sie haben bestimmt schon mal den Ausdruck „Eskimokuss“ gehört und dass es angeblich eine Form der Zuneigung sei. Die Realität ist jedoch, dass die Inuit nicht die Nase reiben, um zu küssen, sondern sie benutzen – indem sie riechen. Eine etwas andere Form dieser Geste, um ihre Lebenspartner, Kinder und Eltern zu begrüßen. Im Gegensatz zu dem irrtümlich geglaubten Kuss, riechen die Inuit tatsächlich die Wangen und Haare des anderen. Dieser Akt wird als Kunik bezeichnet.
Und werden Sie Nanuk in Grönland begegnen oder in Deutschland? Das wird die Zeit zeigen, meint Nanuk: „Malu und ich möchten später auch einmal mit diesen Schiffen fahren und die Welt entdecken, aber wir wissen noch nicht wie. Mama sagt immer wir müssen dafür gut in der Schule sein, aber ich wäre lieber ein richtiger Jäger….“
Sie möchten in die Kultur der Inuit und ihre Geschichten eintauchen? Dann freuen wir uns auf Ihren Anruf. Wir helfen Ihnen gern bei Ihrer Reiseplanung.
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