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Die Hans-Insel und der "Whisky-Krieg"

Jahrzehntelang waren Dänemark und Kanada in einen Streit um die kleine Hans-Insel vor der Nordküste Grönlands verwickelt. Dieser Konflikt führte zu einem bemerkenswerten Ritual, das wir in diesem Blogbeitrag vorstellen werden.

Die Hans-Insel - Ein ein karger Felsen sorgt für Streit

Die Hans-Insel, obwohl sie scheinbar wenig zu bieten hat, erlangte in der Vergangenheit eine ungewöhnliche Bedeutung. Trotz ihrer geringen Größe, ihrer Unbewohntheit und dem Fehlen offensichtlich wertvoller Ressourcen, hat diese unscheinbare Landmasse eine bemerkenswerte Rolle auf der internationalen Bühne gespielt. Gelegen in der Nares-Straße, einer Wasserstraße, die das kanadische Territorium der Ellesmere-Insel von Grönland trennt, ist die Hans-Insel kaum mehr als ein karger Felsen. Sie war jedoch Schauplatz eines langwierigen Konflikts, der Generationen von Diplomaten beschäftigte.

Die Insel, deren Landfläche kaum 1,3 Quadratkilometer beträgt, hat keine bekannten Rohstoffvorkommen und ist aufgrund der extremen Wetterbedingungen unbewohnbar. Dennoch wurde dieser winzige Fleck Land zum Zankapfel zwischen Kanada und Dänemark, als beide Länder Ansprüche auf die Insel erhoben. Die Kontroverse um die Hans-Insel ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie selbst die kleinsten und scheinbar unbedeutendsten Landstriche auf unserem Planeten Gegenstand territorialer Dispute werden können. Im Falle der Hans-Insel kam es zum sogenannten "Whisky-Krieg".

Dänisch-kanadischer Grenzstreit um die Hans-Insel

Der Whisky-Krieg war ein unblutiger Krieg und Grenzstreit zwischen dem Königreich Dänemark und Kanada um die Hans-Insel. Von 1973 bis 2022 war die Insel zwischen den beiden Nationen umstritten, obwohl es nie zu einem direkten Konflikt oder Gewalt kam.

Beide Länder einigten sich 2005 auf einen Prozess zur Beilegung des Streitfalls, der schließlich 2022 beigelegt wurde, was zur Schaffung einer gemeinsamen Landgrenze zwischen den beiden Staaten auf der Insel führte.

Die kanadische Regierung begründete ihren Anspruch auf die Insel mit dem Erwerb von Land der Hudson's Bay Company im Jahr 1880. Die Dänen hingegen argumentierten, dass die Hans-Insel für die einheimische Bevölkerung von großer Bedeutung war, insbesondere für den Fischfang. Sie betonten auch, dass die Insel einen integralen Bestandteil des nahe gelegenen grönländischen Territoriums bildete. Dieser Aspekt war ein zentraler Punkt in der dänischen Argumentation, um ihren Anspruch auf die Insel zu bekräftigen.

Das UN-Abkommen von 1973

Am 17. Dezember 1973 wurde ein Abkommen zwischen Kanada und Dänemark vor den Vereinten Nationen unterzeichnet, in dem der Festlandsockel zwischen den beiden Ländern definiert wurde. Dieser Festlandsockel wird durch die maritime Grenzlinie bestimmt, die nahezu genau durch die Mitte der Hans-Insel verläuft.

Obwohl das Abkommen von beiden Ländern ratifiziert wurde, gab es zwischen ihnen einen lang andauernden Streit. Von kanadischer Seite wurde die Angelegenheit als von geringer Priorität eingestuft. Am 18. März 2019 fand eine Sitzung des Sonderausschusses des kanadischen Senats für die Arktis statt. Dabei wurde der Konflikt von Michael Byers, einem Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Kanada-Forschung an der University of British Columbia und einem Berater in dieser Angelegenheit, als "fast unbedeutend" bezeichnet. Doch was zeichnete diesen "fast unbedeutenden" Konflikt aus?

Der Whisky-Krieg

Im Jahr 1984 unternahmen kanadische Soldaten eine Reise zur besagten Insel, hissten dort eine kanadische Flagge und hinterließen eine Flasche ihres landestypischen Whiskys. Noch im selben Jahr besuchte der dänische Minister für grönländische Angelegenheiten die Insel, hisste eine dänische Flagge, hinterließ eine Flasche Schnaps und einen Brief mit der Botschaft "Willkommen auf der dänischen Insel" (Velkommen til den danske ø). Es entstand eine Tradition zwischen den beiden Ländern, in der sie abwechselnd ihre Flaggen auf der Insel hissten und alkoholische Getränke hinterließen. Es wurden sogar Google-Anzeigen geschaltet, um auf ihre jeweiligen "Ansprüche" aufmerksam zu machen.

Dieser scheinbar insignifikante Grenzstreit wurde von beiden Nationen oft humorvoll betrachtet und die beteiligten Diplomaten zeigten stets gute Laune. Beide Staaten unterhalten schließlich freundschaftliche Beziehungen und sind auch Gründungsmitglieder der NATO. Trotz des offiziellen Charakters der Angelegenheit, wurde der Konflikt auf eine leichte Art und Weise geführt, was sich unter anderem in der langen Zeit, die zur Beilegung des Streits benötigt wurde, widerspiegelt.

Das Ende des Whisky-Kriegs

Die kanadische Zeitung The Globe and Mail berichtete am 10. Juni 2022, dass sich die kanadische und die dänische Regierung auf eine Grenze quer über die Insel geeinigt haben, die diese zwischen dem kanadischen Gebiet Nunavut und dem dänischen autonomen Gebiet Grönland aufteilt. Der Entschluss fiel in das Jahr 2022, als Russland in die Ukraine einmarschierte. Mit der Beilegung des Territorialstreits zwischen Kanada und Dänemark sollte also ein symbolisches Beispiel für andere Nationen geschaffen werden, das Russland zeigt, dass Territorialstreitigkeiten friedlich gelöst werden können.

Ein interessanter Nebeneffekt dieser Entscheidung war die Schaffung einer gemeinsamen Landesgrenze zwischen Kanada und Dänemark. Bis zu diesem Moment grenzen beide Länder jeweils nur an ein anderes Land an - Kanada an die Vereinigten Staaten und Dänemark an Deutschland.

Die Entscheidung wurde vom dänischen Parlament, dem Folketing, am 19. Dezember 2023 ratifiziert und damit der Streit aus dänischer Sicht offiziell beendet. Dies markiert einen "fast unbedeutenden" Meilenstein in den bilateralen Beziehungen zwischen Kanada und Dänemark, ist aber in jedem Fall ein ermutigendes Beispiel für friedliche Konfliktlösungen auf internationaler Ebene.

Sie möchten die Hans-Insel, den Ort dieses "fast unbedeutenden" Konflikts selbst besuchen und der Geschichte des Whisky-Kriegs nachspüren? Dann sprechen Sie uns an, wir finden für Sie eine Grönland-Expeditionskreuzfahrt, die einen Besuch der Hans-Insel inkludiert.

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